Barcelona – Zehntausende Separatisten der spanischen Krisenregion Katalonien haben in Barcelona Freiheit für ihre politischen Führer gefordert. Nach Schätzung der Polizei nahmen am Samstagabend rund 110 000 Menschen an der Großkundgebung teil. Die Organisatoren sprachen von 200 000 Demonstranten.
Wenige Stunden vor der Protestaktion hatte Separatistenführer Carles Puigdemont von Deutschland aus an seine Anhänger appelliert, sich für die inhaftierten oder ins Ausland geflohenen Politiker einzusetzen. „Die Straßen Barcelonas müssen heute mit Freiheit gefüllt werden“, sagte er in einer auf Twitter geposteten Videobotschaft.
Das schleswig-holsteinische Oberlandesgericht hatte eine Auslieferung des 55-Jährigen nach Spanien wegen des Verdachts der Veruntreuung für zulässig erklärt, nicht jedoch wegen Rebellion. Das spielt den Separatisten in die Hände – sollte der 55-Jährige tatsächlich ausgeliefert werden, kann ihm in seiner Heimat nur noch wegen des wesentlich geringfügigeren Vorwurfs der Veruntreuung öffentlicher Mittel der Prozess gemacht werden.
Im Katalonien-Konflikt hatten sich in den vergangenen Wochen die Zeichen für eine Entspannung verdichtet. Der neue spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez empfing Puigdemonts Nachfolger Quim Torra erstmals im Madrider Regierungspalast.