Die „Union der Mitte“

Eine Frage der Breite

von Redaktion

Wenn sich Strömungen in einer Volkspartei formieren, bietet das Chance und Risiko. Einerseits stärkt es die Breite einer Partei, wenn sich in ihr mehrere Interessengruppen, teils gegensätzlich, engagieren. Weise Parteichefs sind dankbar dafür. Andererseits finden sich in solchen Grüppchen erfahrungsgemäß oft Querulanten, sich übergangen Fühlende oder einfach Meckerer mit in Wahrheit geringer Parteibindung zusammen. Nun also eine „Union der Mitte“, die sich von Rechts abgrenzen will. Wie man sich in der CDU mittiger als Mitte-Links-Merkel positionieren will, ist eine Spezialfrage; Auslöser der neuen Gruppe ist wohl die Debatte in der CSU.

Dort gibt es in der Tat ein Kommunikations-Defizit: Auch ein weniger rigider Asylkurs muss sich in der C- Partei wiederfinden. Das Außenbild dominieren derzeit aber die Harten: Seehofer, Söder, Dobrindt. Der Asylkonflikt, der ewige Schwelbrand Seehofer-Söder und zuletzt das erratische Auftreten des Parteichefs überdeckten, dass die CSU eine breite Partei ist mit liberalen, christlichen und (wert-, struktur- oder national-) konservativen Wurzeln. Es ist ein Alarmsignal, wenn bestehende Arbeitsgemeinschaften gar nicht mehr (Frauen) oder nur mit Söder-Schildchen (JU) wahrgenommen werden. Die Union braucht keine neuen Untergruppen, sondern die Bereitschaft, sich mehr zuzuhören und sich vom Stil der im Land wütend und teils intolerant geführten Asyldebatte nicht die innerparteiliche Meinungsvielfalt vergiften zu lassen. Das gilt übrigens nicht nur für die CSU.

Christian Deutschländer

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