Trump trifft Putin in Helsinki

Der Gipfel der Zweifel

von Redaktion

Wie ein Elefant ist Donald Trump in den letzten Tagen durch den Porzellanladen der internationalen Politik getrampelt. Der Brüskierung traditioneller Alliierter wie Deutschland beim Nato-Gipfel in Brüssel folgte der an Peinlichkeiten und Provokationen reiche Großbritannien-Besuch. Heute wartet in Helsinki Wladimir Putin, für den der Populist Trump persönliche Sympathien empfindet. Dramatischer hätte das Vorspiel für diesen Gipfel nicht verlaufen können. Denn Trumps Zweifel an der strategischen wie politischen Bedeutung der Nato, die Putin wie ein Gottesgeschenk empfunden haben dürfte, folgte nun in Washington die überraschende Anklage von 12 russischen Geheimdienst-Hackern durch die US-Justiz wegen des Versuchs der Wahlbeeinflussung.

Dass Donald Trump den Rufen der US-Demokraten nach einer Absage des Putin-Treffens nicht folgen würde, war absehbar. Viel zu sehr bietet der Gipfel für ihn die Möglichkeit der Selbstdarstellung und der Verkündung von angeblichen Erfolgen – wie nach der großen Kim-Show in Singapur. Die bewusste Auswahl des Vieraugen-Formats gibt dem US-Präsidenten die Chance, das zu tun, was er bereits in Brüssel und London praktiziert hat: Mit der Wahrheit so zu jonglieren, wie es ihm passt.

Friedemann Diederichs

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