Berlin – Wer wenig Geld hat, verhütet seltener. Oder gar nicht. So sehen das die Grünen. Die Fraktion hat jetzt einen Antrag in den Bundestag eingebracht, um allen Menschen mit geringem Einkommen den kostenlosen Zugang zu ermöglichen. Kondome sollen bei Gesundheitsämtern und Beratungsstellen sogar gratis erhältlich sein.
„Wenn Verhütung eine Frage des Geldes ist, trifft das vor allem Frauen“, heißt es in dem unserer Redaktion vorliegenden Antrag. So habe eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ergeben, dass diejenigen, die staatliche Unterstützung bezögen, wegen der erheblichen finanziellen Belastung zu unsicheren Methoden wechselten „oder gar ganz auf Verhütung verzichten“. Damit bestehe für sie ein höheres Risiko, ungewollt schwanger zu werden.
Fakt ist, dass einige Kommunen wie Berlin, Bremen und Hamburg bereits freiwillig die Ausgaben übernehmen. Die bestehenden Modelle, kritisieren die Grünen, seien zu „uneinheitlich, unübersichtlich und meist nicht weitreichend bekannt“. „Wir wollen die Erstattung über die Krankenkassen organisieren. Diese Kosten werden dann den Krankenkassen durch einen Steuerzuschuss ersetzt“, sagte die Abgeordnete Maria Klein-Schmeink. „Sichere Empfängnisverhütung darf nicht vom Geldbeutel abhängen.“ Das Angebot soll besonders auf Frauen abzielen, die Geringverdiener sind, Hartz IV bekommen, Wohngeld, Bafög oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten. Und das ab 21, denn laut Klein-Schmeink besteht davor für Krankenversicherte ein Anspruch auf ärztlich verordnete Verhütungsmittel. Im Dezember 2017 hatte der Bundesrat die Regierung aufgefordert, eine bundeseinheitliche Regelung zur kostenfreien Verhütung für Frauen mit geringem Einkommen auf den Weg zu bringen. Hagen Strauss