US-Präsident Trump kündigt Treffen mit Nordkoreas Diktator Kim

Zurück zum atomaren Duell

von Redaktion

Von Martin Donhauser

Washington – Die Gedenkmünzen waren schon geprägt, die Hotelzimmer gebucht und der Flugplan für die Air Force One nach Singapur schon ausgearbeitet. Da ließ Donald Trump die politische Bombe platzen: Nach zunehmend aggressiver Rhetorik aus Pjöngjang sagte er das für 12. Juni in dem asiatischen Stadtstaat geplante Gipfeltreffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ab. Nun ist die Welt zurück an dem Punkt, an dem sich zwei als unberechenbar eingestufte Politiker gegenseitig mit Atomwaffen bedrohen. Die Chance auf den seit dem Korea-Krieg 1953 noch immer ersehnten Frieden auf der koreanischen Halbinsel scheint erst einmal vertan.

Die Entscheidung Trumps hatte sich abgezeichnet. Nach außen hin prophezeite Donald Trump Nordkorea Tag für Tag eine prosperierende Zukunft, Reichtum und Wohlstand, sollte sich Kim auf einen Deal mit den Amerikanern und die US-Forderungen nach einer atomaren Abrüstung einlassen. Je mehr Kim von seinen ursprünglich gemachten Zusagen abrückte, desto freundlicher wurde Trump. Als wollte er den Despoten quasi an den Verhandlungstisch loben.

Hinter den Kulissen war schon vor Tagen die Unsicherheit gewachsen. Was Trump öffentlich nur andeutete, schien sich zum großen Problem auszuwachsen: China vertrat seine geopolitischen und wirtschaftspolitischen Interessen in der Asia-Pazifik-Region auch über die Nordkorea-Politik. Kim sei nach seinem zweiten Besuch in Peking verändert zurückgekommen, analysierte Trump.

Dass die Absage des Gipfels keine 24 Stunden nach einem eilig anberaumten Treffen zwischen US-Außenminister Mike Pompeo und seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi kommt, dürfte kein Zufall sein. China und die USA fechten eine Vielzahl von Sträußen aus, vom Handel bis zur Vormachtstellung im südchinesischen Meer. Nordkorea ist da nur eines von vielen Problemen. Südkorea bekam vor dem Absenden des Briefes Berichten zufolge nicht einmal Bescheid.

Ein Teil des Problems könnte ein politisches Spiel mit vielen Fallen gewesen sein, von denen einige für Donald Trump nicht gut genug sichtbar aufgestellt waren. Südkoreas Präsident Moon Jae-In habe gegenüber dem US-Präsidenten die Verhandlungsbereitschaft Nordkoreas womöglich übertrieben dargestellt, um Trump von seinen Kriegsdrohungen abzubringen – eine große Sorge der südkoreanischen Bevölkerung.

Das löste aber kein Problem. Und das heißt weiterhin „Denuklearisierung“: Unter dem schwammigen Begriff verstehen die Amerikaner und die Nordkoreaner zwei unterschiedliche Dinge. Die USA wollen das Sanktionsregime, das sie als „maximum pressure campaign“, als Maßnahme maximalen Drucks beschreiben, nicht lösen, bevor Kim nicht alle seine Atomwaffen verschrottet hat. Die Nordkoreaner wollen das, was auch die Amerikaner machen: Atomwaffen behalten und sich de facto verpflichten, sie nicht anzuwenden.

Die gegenseitige Rhetorik half sicher auch nicht viel weiter: Dass der außenpolitische Hardliner John Bolton und auch der erzkonservative Vizepräsident Mike Pence Libyen öffentlich als Modell für Nordkorea ins Spiel brachten, dürfte Kim Jong Un schwer geärgert haben. Im Gegenzug drohte er mit dem Szenario eines nuklearen Showdown, falls die Sprüche nicht aufhören. Das wiederum brachte Trump auf die Palme. In seinem Brief, adressiert an „seine Exzellenz“ Kim Jong Un persönlich, sprach Trump von „enormem Ärger und offener Feindseligkeit“ aufseiten Nordkoreas. Und ließ sein Gegenüber wissen, dass die USA Atomwaffen hätten, die so groß und so mächtig seien, dass er selbst zu Gott bete, sie nie anwenden zu müssen.

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