Bis zuletzt galt ein Scheitern in letzter Sekunde als denkbar. Doch der Wille zur Macht war stärker. Populisten und Rechtsextreme übernehmen nun das Ruder in Rom. Damit steht ein Kurswechsel ins Haus, dessen Schockwellen weit über Italien hinausgehen dürften. Europa bleibt im Moment wahrlich nichts erspart. Trump, Putin, Erdogan, Iran, Syrien, Nahostkonflikt – die rote Liste ließ sich beliebig fortsetzen. Seit Jahrzehnten war die EU nicht mehr solchen Stürmen ausgesetzt. Da braucht es klaren Kompass, wasserdichte Schotten und eine seetaugliche Besatzung. Kräfte bündeln, Mannschaftsgeist und Disziplin. An all dem gebricht es schon jetzt häufig. Ausgerechnet ein Gründerstaat der Union könnte das ganze Boot ins Wanken bringen.
Giuseppe Conte heißt der neue Frontmann, den Lega und Grillini als Regierungschef präsentierten. Das Kalkül ist durchschaubar: Er soll das freundliche Gesicht der Anti-System-Kräfte nach außen darstellen. Ob man sich den Namen merken muss, bleibt dahingestellt; denn mehr als eine Marionette ist er nicht. Die wahren starken Männer heißen di Maio und Salvini. Sie werden aus dem Hintergrund soufflieren, was Conte an Entscheidungen der Öffentlichkeit verkünden darf. Verkehrte Welt: Man will sich wünschen, dass die neue Regierung ihre Wahlversprechen lieber nicht einhält. Damit das europäische Schiff nicht leck schlägt.
Ingo-Michel Feth
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