Führungswechsel bei Volkswagen

Chef für radikale Schnitte

von Redaktion

Der Wechsel war nur eine Frage der Zeit: Matthias Müller war überraschend VW-Chef geworden, als Vorgänger Martin Winterkorn 2015 nicht mehr zu halten war. Nun ist auch seine Zeit um. Müller war für die Abgasaffäre zweifellos nicht verantwortlich. Aber bei der Aufarbeitung der Betrügereien, die er verharmlosend „Diesel-Thematik“ nannte, machte er mehrfach eine schlechte Figur. Nun muss er für den bisherigen VW-Markenchef Herbert Diess weichen.

Die kriminellen Softwaremanipulationen waren – anders, als VW es unter Müller verkaufen wollte – kein unverdienter Schicksalsschlag, der über den unbescholtenen Konzern hereingebrochen war. Ingenieure haben eine Software eingesetzt, mit der immer strengere Abgasvorschriften betrügerisch umgangen wurden. Es ist zweitrangig, ob die Chefs davon wussten, oder ob sie die kriminellen Aktionen nicht bemerkten. Beides disqualifiziert für die Führung eines globalen Unternehmens. Ein frühzeitiges ungeschminktes Bekenntnis Müllers zu den Fehlleistungen des Konzerns hätte geholfen, den Schaden zu begrenzen.

Herbert Diess ist aus anderem Holz geschnitzt: Er neigt zu radikalen Schnitten und keinesfalls dazu, es allen recht machen zu wollen. Für den gebürtigen Münchner ist Widerstand eher Ansporn. Schon mehrfach galt das Ende seiner Karriere als besiegelt, als er sich mit dem mächtigen VW-Betriebsrat Bernd Osterloh angelegt hatte. Er ist aber immer noch da und steht vor dem Sprung nach ganz oben. Herbert Diess wird wohl kein VW-Chef der Herzen, aber einer, der notwendige Änderungen durchsetzen kann.

Martin Prem

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