Es war eine einzige Twitter-Nachricht, die Facebook-Gründer Mark Zuckerberg den Ernst der Lage deutlich gemacht haben dürfte. „Es ist an der Zeit. Löscht Facebook“, stand da geschrieben. Der Autor: Kein Geringerer als Brian Acton, der einst WhatsApp ins Leben gerufen und diese Plattform 2014 an Facebook verkauft hatte. Dass ein Insider wie Acton so viele Zweifel am Schutz der Nutzer-Privatsphäre hat und nun die Flucht antritt, macht klar: Das Netzwerk steckt in der größten Krise seit seiner Markteinführung.
Geholfen hat auch nicht, dass die Facebook-Führung bisher zum Cambridge-Analytica-Skandal geschwiegen hat. Zwar ist nicht klar, ob die von Facebook nicht unterbundenen Aktivitäten der Londoner Datenabschöpf-Firma Donald Trump am Ende wirklich zum Sieg verhalfen. Doch die Art und Weise, wie hier die Informationen von bis zu 50 Millionen Nutzern gestohlen werden konnten, ist unerträglich. Ebenso wie die Vision, dass es weiter eklatante Sicherheitslücken geben könnte, mit denen weltweit auch auf Wahlentscheidungen Einfluss genommen werden kann. Zuckerberg und Co., die schon die Verbreitung von „Fake News“ made in Moskau bei der letzten US-Präsidentschaftsentscheidung verharmlost haben, stehen nun vor der Gefahr, von Teilen der Nutzerbasis aufs Abstellgleis verbannt zu werden.
Friedemann Diederichs
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