Istanbul – Knapp zwei Monate nach Beginn der Militäroffensive in Nordwestsyrien haben die türkische Armee und verbündete Rebellen die kurdische Stadt Afrin eingenommen. Das Stadtzentrum sei seit Sonntagmorgen „vollkommen“ eingenommen, sagte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bei einer Rede anlässlich des „Tags der Märtyrer“. Die türkische Fahne und die der verbündeten Freien Syrischen Armee (FSA) würden wehen. Ein Sprecher der FSA-Rebellen sagte, seine Einheiten kontrollierten 97 Prozent von Afrin. Eine Bestätigung von kurdischer Seite gab es nicht.
Die Türkei hatte den Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG am 20. Januar begonnen. Sie sieht die YPG wegen ihrer Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK als Terrororganisation und begründet den Einsatz mit Selbstverteidigung. Die PKK steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste; die YPG dagegen ist Partner der USA im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). In Deutschland hatten mehrere Abgeordnete den Einsatz als völkerrechtswidrig verurteilt.
In den vergangenen Tagen waren zehntausende Menschen wegen der Offensive aus Afrin geflohen, aktuell sollen dort tausende Zivilisten ausharren. Am Samstag hatte ein mutmaßlicher türkischer Angriff auf ein Krankenhaus für Aufregung gesorgt. Die Rede war von 16 Toten. Streitkräfte der Türkei dementierten den Angriff.
Derweil gehen in Ost-Ghuta nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus die Kämpfe weiter. Ost-Ghuta ist seit 2013 unter der Kontrolle von Aufständischen, zuletzt intensivierten die islamistischen Gruppen den Beschuss mit Granaten auf Damaskus.