USA

Trumps nächstes Opfer beim FBI

von Redaktion

Vize-Behördenchef Andrew McCabe nach Indiskretions-Vorwürfen entlassen – Beobachter vermuten Rache für Russland-Ermittlungen

Washington – Unter Donald Trump rollen so viele Köpfe, dass es schon fast eine Ausnahme ist, wenn mal eine Woche ohne Entlassung vergeht. Andrew McCabe ist das jüngste Opfer eines Präsidenten, der gnadenlos Leute aus dem Job entfernt, die ihm nicht bedingungslos Treue schwören. Diese Entlassung hat aber ein ganz besonderes Kaliber.

Nicht, weil der FBI-Vizechef aus einer Pressemitteilung des Justizministeriums erfuhr, dass er gefeuert wurde – da ging es dem geschassten Außenminister Rex Tillerson genauso. Auch nicht, weil Trump in einem Tweet über den Schritt jubilierte – in der Vergangenheit hat er schon viel Schlimmeres losgelassen. Aber dass McCabe am Vorabend seines ohnehin geplanten vorzeitigen Ruhestands gefeuert wurde, ist brutal. Vermutlich hat er dadurch nun auch erhebliche Pensionsverluste.

Freilich kann nicht ausgeschlossen werden, dass an den Vorwürfen gegen McCabe etwas dran ist. Er soll laut Bundesanwalt Jeff Sessions hinter der Versorgung von Medien mit heiklen Infos stecken und bei Untersuchungen „unaufrichtig“ gewesen sein. McCabe bestreitet das.

Das Vorgehen offenbart in jedem Fall sehr deutlich den Grad der Besessenheit, die Trumps Vendetta gegen das FBI seit den Russland-Ermittlungen erreicht hat. Von „undichten Stellen, Lügen und Korruption“ bis hinauf in die FBI-Spitze sprach der US-Präsident auf Twitter. Ein perfide Verschwörung gegen ihn: Das ist so etwas wie seine Mantra geworden, seit FBI-Ermittler schon kurz nach seinem Amtsantritt seinen Sicherheitsberater Michael Flynn zu Fall brachten.

Zweifellos hat Trump gehofft, die Russland-Ermittlungen mit der Entlassung von FBI-Chef James Comey zum Ausklingen zu bringen. Mit Robert Mueller übernahm aber ein unerschrockener Mann die Untersuchungen. Einschüchterungsversuche sind bisher an ihm abgeprallt. Trump hat seitdem zunehmend auf republikanische Gefolgsleute im Kongress zurückgegriffen, um die Ermittlungen zu torpedieren. Sie versuchen, „die einzige Institution der Regierung zu untergraben, die bisher von den Konservativen in der Regel als Bastion der Integrität und von Recht und Ordnung angesehen wurde“, schrieb das Magazin „Politico“.

Dass McCabe Ärger mit Trump hat, zeichnete sich schon länger ab. Zuletzt hatte sich der US-Präsident regelrecht auf ihn eingeschossen – auch wegen der Rolle, die McCabe neben Comey bei den Ermittlungen in der E-Mail-Affäre um Wahlrivalin Hillary Clinton spielte. Diese Untersuchungen gegen „Crooked Hillary“ (betrügerische Hillary) haben zu keiner Strafverfolgung geführt, was Trump heute noch aufbringt. Und wer dabei die Finger im Spiel hat, ist Trumps Feind.

Vielleicht geht das Vorgehen des US-Präsidenten auch diesmal nach hinten los. Denn wie zuvor Comey soll auch McCabe Notizen über Gespräche mit Trump gemacht haben, die nun angeblich Sonderermittler Mueller vorliegen. Der Inhalt könnte Vorwürfen weiter Nahrung geben, nach denen Trump systematisch versucht, Ermittlungen zu untergraben und sich möglicherweise der Justizbehinderung schuldig macht. McCabe könnte nun ohne Amtszwänge auspacken. Gabriele Chwallek

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