Köln/Duisburg – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist bei Deutschen türkischer Herkunft weniger beliebt als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). In einer Befragung durch Forscher der Universitäten Köln und Duisburg-Essen erreichte Erdogan auf einer Skala von minus fünf bis plus fünf lediglich einen Wert von minus 2,5. Merkel schnitt mit plus 1,6 deutlich besser ab.
Teilnehmer der Befragung waren allerdings nur Migranten, die sich für den deutschen Pass entschieden hatten, keine Türken mit Aufenthaltstitel. Auffällig ist auch: von der Einwanderergeneration erhielt Merkel mit plus zwei deutlich bessere Noten als von der zweiten Generation mit plus eins.
Unterdessen fordert die Türkei von Deutschland die vorübergehende Festnahme und Auslieferung des ehemaligen Chefs der syrischen Kurdenpartei PYD, Salih Muslim. Der türkische Vize-Ministerpräsident Bekir Bozdag warf Berlin zudem vor, dem Antrag auf Auslieferung bislang nicht nachgekommen zu sein. Er kritisierte, dass Berlin zu wenig gegen Anhänger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in Deutschland tue, deren syrischer Ableger die PYD ist. „Es ist nicht möglich, dass die Türkei das akzeptiert.“
Der von der Türkei gesuchte Muslim hatte am Samstag in Berlin an einem Protest gegen die türkische Militäroffensive im Nordwesten Syriens teilgenommen. Der Einsatz richtet sich gegen die Kurdenmiliz YPG, die eng mit der PYD verbunden ist.
Der 67 Jahre alte Muslim war Ende Februar aufgrund eines über Interpol verbreiteten Fahndungsersuchens der Türkei in Prag in Gewahrsam genommen worden. Die tschechischen Behörden ließen Muslim jedoch zunächst frei, mit der Auflage, die Europäische Union nicht zu verlassen. Die Türkei hatte schon von Tschechien die Auslieferung Muslims gefordert, über die jedoch noch nicht entschieden wurde.