Suche nach einem Außenminister

Bitte keinen Lehrling

von Redaktion

Was für ein Kunststück: Die SPD demontiert zwei Außenminister innerhalb von 24 Stunden. Der selbstzerstörerische Umgang von Sigmar Gabriel, Martin Schulz und der SPD miteinander sprengt aber den Rahmen parteiinterner Rivalitäten. Weil es um mehr geht: Der Bundesaußenminister ist kein dahinzuschacherndes Pöstchen für streitmüde Innenpolitiker, sondern Deutschlands Gesicht in der Welt. In einer Welt, die so unruhig, so gefährlich ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Was nun? Wenn Parteien keine sachkompetenten Kandidaten für ein Ressort haben, berufen sie sich auf den Grundsatz: Wer einen großen Apparat führen und PR-Arbeit betreiben könne, der werde mit keinem Ministerium, ob Gesundheit oder Gurken, überfordert sein. Wie sehr das schiefgehen kann, müsste die Große Koalition aber spätestens nach 2013 gelernt haben, als sie zum Beispiel die fachfremde Ursula von der Leyen auf die Bundeswehr losließ und den versierten CSU-Außenpolitiker Christian Schmidt ins Agrarressort stopfte.

Nach diesem Grundsatz irgendeinen vielleicht verdienten Genossen als Diplomaten-Lehrling ins Außenamt zu schieben, wäre fatal. Die SPD wird also nochmal über Gabriel nachdenken, auch wenn dessen beleidigte Absage für die Sicherheitskonferenz und das noch beleidigtere Anti-Schulz-Interview Zweifel an seiner Souveränität nähren. Die SPD – nein: das ganze Land – hat mit dieser Personalie ein dickes Problem bekommen.

Christian Deutschländer

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