Eine gute Nachricht aus Afghanistan, das wär’ mal was. Eine klitzekleine nur. Stattdessen wird das Bild dieses im Grunde kollabierten Landes immer desaströser. Die Regierung korrupt. Der Sicherheitsapparat, wenn man das so nennen kann, überfordert. Die Menschen arbeitslos oder abhängig vom Opium-Geschäft. Dazu kommen die wiedererstarkten Taliban, die mit der Regierung um die Vorherrschaft ganzer Landesteilen kämpfen. Und jetzt auch noch: der IS. 500 Kämpfer sollen sich im Norden festgesetzt haben, vor allem Rückkehrer aus Syrien und dem Irak. Beobachter sehen schon ein neues Kalifat aufziehen.
Tatsächlich finden die kampferprobten Gotteskrieger in Afghanistan viele Voraussetzungen, die sie zur Restrukturierung brauchen (siehe oben). Aber sie treffen auch auf die Taliban, die den IS herzhaft hassen. Dabei geht es nicht um graduelle Unterschiede in der Radikalität, sondern um knallharte Machtansprüche. Afghanistan ist Taliban-Land, gegen ein Kalifat stemmen sie sich vehement.
Trotzdem können die IS-Terroristen gefährlich werden. Wie, das führen sie im Osten des Landes vor. Mit gezielten Anschlägen auf die schiitische Minderheit schüren sie Hass. Es geht ihnen um Destabilisierung, die in die gesamte Region ausstrahlen soll; ein Nachbar Afghanistans, das darf man nicht vergessen, ist der schiitische Iran. Die internationalen Truppen, die nun wieder aufgestockt werden, sollten die IS-Kämpfer deshalb nicht unterschätzen. Sie mögen nur ein Grüppchen von 500 sein. Aber das reicht, um jede Menge schlechte Nachrichten zu produzieren.
Marcus Mäckler
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