Mit der Nominierung von Markus Söder zum Spitzenkandidaten ist klar: Der Landtagswahlkampf 2018 wird von frischen Gesichtern dominiert werden. Der 50-jährige Noch-Finanzminister, aber auch die Konkurrentinnen Natascha Kohnen (SPD, 50) und Katharina Schulze (Grüne, 32) werden den Ton der Auseinandersetzung gegenüber dem Altherren-Duell Seehofer/Ude im Jahr 2013 deutlich verändern. Dazu kommen wiedererstarkte Liberale, die Freien Wähler mit dem ewigen Hubert Aiwanger und eine AfD, deren Kandidaten kaum einer kennt. Prognosen sind angesichts dieser Gemengelage schwieriger denn je. Sicher ist nur: Die Wahl wird diesmal spannend.
Für die Absolute-Mehrheit-Partei CSU könnte sie vor allem brandgefährlich werden. Die Christsozialen wissen das, wie das überragende Ergebnis für Markus Söder beweist – auch manch Söder-Kritiker hob missmutig sein Kärtchen, wohl wissend, dass eine zerstrittene Partei bei der Wahl weiter abgestraft würde. Dennoch darf man zweifeln, ob die CSU das Laienschauspiel der Harmonie nach dem Parteitag zehn Monate lang durchhält.
Denn das strukturelle Problem bleibt: Söder wird als bayerischer Wahlkämpfer Kritik an der Berliner Regierung üben müssen. Diese Strategie gehört quasi zur DNA der CSU. Nur trifft Kritik, und mag sie noch so vorsichtig formuliert sein, diesmal eben mit Horst Seehofer auch den Parteichef. Und selbst falls der Balanceakt bis zum Wahltermin im Oktober gelingen sollte: Danach, da braucht es nicht viel Fantasie, wird der Machtkampf wieder offen ausbrechen. Über den Sieger könnte nicht zuletzt das Ergebnis dieser schwierigen Landtagswahl entscheiden.
Mike Schier
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