München – Von der FDP hat sich Norbert Hoffmann in Schweden überzeugt. Ein paar Freunde, VW-Bus, Grillen am See. Während die anderen angeln, sitzt der 19-Jährige im Haus und liest Grundsatzbücher aller großer Parteien. Zurück in Landshut, tritt er den Liberalen bei.
15 Jahre später sitzt er als frisch gekürter Generalsekretär der Bayern-FDP in einem Münchner Café am Marienplatz. Rote Lederschuhe, Hose, Hemd und Sakko in blau, die Haare zurückgegelt: Hoffmann sieht aus wie ein junger FDP-Mann, spricht aber so langsam und bedacht wie ein erfahrener Politiker. Mal lacht er laut und lange, mal blickt er an die Decke – er will sich bei kniffligen Fragen Zeit für seine Antwort nehmen. Das Ergebnis hört sich vorsichtig, oft verschachtelt an. Etwa wenn der Landshuter erklären möchte, dass er gerade wenig Zeit für Freunde findet: „Natürlich leidet der ein oder andere Kontakt (…) etwas. Das bedaure ich.“
Vor vier Wochen war es wieder Zeit für einen Kurzurlaub. Nachdenken. In Istanbul wird dem Landshuter Stadtrat klar: Ja, ich will Generalsekretär werden. Der neue Vorsitzende Daniel Föst wollte ihn unbedingt. Auf dem Parteitag in Amberg bekam Hoffmann 85 Prozent.
Die Mitglieder, die ihn kennen, verbinden mit ihm vor allem den Namen Alexander Putz. Nur mit der Wahlkampfstrategie von Hoffmann hat es Putz zum Oberbürgermeister von Landshut geschafft, sagen sie. Dabei zählt die 70 000-Einwohner-Stadt nicht gerade zu den FDP-Hochburgen. Es gehört wohl zu Hoffmanns Charakter, dass er das anders sieht. „So eine Geschichte gelingt nur, wenn viele zusammen helfen“, sagt er über seinen größten Erfolg. Putz betont: „Er war der Engagierteste.“
Dieser Wahlerfolg zeigt, wie Hoffmann arbeitet: authentisch und selbstbewusst. 2013 plakatiert er mit Putz für die Bundestagswahl, will ihn dabei von einer Kandidatur zur OB-Wahl drei Jahre später überzeugen. Hoffmann spricht von Stichwahl, intern haben sie Angst vor einer Lachnummer. Der unbekannte österreichische Quereinsteiger Putz geht als absoluter Außenseiter ins Rennen. Hoffmanns Strategie: Den österreichischen Akzent bewahren, bloß nicht verstellen. Sie ging auf.
Die Idee, sich von anderen abzugrenzen, hat er noch heute. Die harschen Attacken auf die CSU, die sich manche Liberale vor der Landtagswahl 2018 wünschen, will Hoffmann aber nicht fahren. Vorerst muss Föst der Lautsprecher sein. Der kann ähnlich poltern wie sein Vorgänger Albert Duin, gilt aber als besserer Stratege. Hoffmann ist einer, der noch strategischer denkt. Am Abend der Wahlschlappe 2013 war er unter den FDP’lern aus der Region im Wirtshaus einer der wenigen, der mit dem Ergebnis gerechnet hatte. Genau diese Weitsicht erwartet sich Föst von Hoffmann. Gefahren erkennen – und bannen. Auch die Gefahr, dass nicht alle jubeln über den kantigen Chef Föst. „Ich muss die Truppe zusammenhalten“, sagt Hoffmann.
Er wird weniger für seine Werbeagentur da sein, möchte sich auf seinen FDP-Posten konzentrieren. Der ist bei den Liberalen anders als bei großen Parteien ehrenamtlich. Nur die monatlichen 1000 Euro für die Reisekosten, die Duin und Föst ins Leben gerufen haben, will Hofmann nutzen. Viel reisen, viele Mitglieder kennenlernen – das erwartet Föst von ihm.
Es stehen einige Gespräche mit Liberalen aus den Bezirken an. Das Problem: Hoffmann hat keine Zeit, um bei einem Kurzurlaub über die Strategie für die Landtagswahl nachzudenken. Es soll trotzdem reichen, für den Einzug und für acht Prozent. Sogar zweistellig? Hoffmann lacht lange. Sebastian Raviol