Trumps Jerusalem-Entscheidung

Die Brandstifter

von Redaktion

Die Kriegsrhetorik gegen Nordkorea. Die Provokation des Iran. Und jetzt Israel. Donald Trump ist noch kein Jahr US-Präsident, trotzdem hat er es geschafft, in wichtigen Ecken der Welt zu zündeln. Und zwar völlig ohne Not – wie jetzt, da er Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt hat. Dass er längst zum world’s greatest Brandstifter mutiert ist, juckt ihn offenbar nicht. Die Jerusalem-Entscheidung war schließlich eines seiner wahnwitzigen Wahlversprechen: America first. Die anderen? Egal!

Es ist, als tunkte ein Kind eine Katze unter Wasser, nur um zu sehen, was passiert. Schon jetzt zeigt sich, dass die Konsequenzen verheerend sein könnten. Die Palästinenser haben drei „Tage des Zorns“ ausgerufen, die arabische Welt trifft sich zur Krisensitzung, sogar der Papst hat vor dem Schritt gewarnt. Ob Trump die US-Botschaft in sechs Monaten oder sechs Jahren nach Jerusalem verlegt, spielt gar keine Rolle mehr. Die Anerkennung als Hauptstadt ist ein zu mächtiges Symbol, das weit in die arabische Welt ausstrahlt. Der Weg zum Frieden ist verbaut wie lange nicht.

Die Jerusalem-Frage, das war bisher Konsens, kann nur im Rahmen einer Gesamtlösung geklärt werden. Als Favorit galt vielen das Zwei-Staaten-Modell mit einer geteilten Hauptstadt: der Westen für die Israelis, der Osten für die Palästinenser. Es stimmt, auch das war nicht viel mehr als ein Gedankenspiel mit eher mäßiger Perspektive. Aber Diplomatie braucht Gestaltungsräume. Wo sie fehlen, kommt es zum Konflikt. Die USA haben in Israel Fakten geschaffen, die nur einer Seite nutzen. Damit haben sie nicht nur ihre Rolle als Vermittler in der Region verspielt, sondern den Nahost-Konflikt womöglich wieder richtig angeheizt.

Marcus Mäckler

Sie erreichen den Autor unter

Marcus.Maeckler@ovb.net

Artikel 13 von 16