Die meisten Deutschen wollen ein anderes Gesundheitssystem. Fast 60 Prozent wünschen sich die Umstellung auf eine Bürgerversicherung, sagt eine Umfrage. Und die Sozialdemokraten machen das sogar zur Voraussetzung für eine neue Große Koalition. Doch für die Union ist das Thema vermintes Gelände.
Denn die Konfliktlinien verlaufen mitten durch die Wählerschaft von CDU und CSU. Auf der einen Seite stehen die Kassenversicherten und ihr von der SPD fleißig befeuertes Gefühl, teils Patienten zweiter Klasse zu sein. Knapp 90 Prozent der Versicherten gehören dieser Gruppe an, auch viele Unions-Wähler. Auf der anderen Seite aber stehen die Sorgen von Wirtschaft und Beamten, die Ärztegruppen mit ihren Interessen – ebenfalls klassische Unions-Klientel, und zwar recht einflussreiche. Und natürlich haben auch die Gegner der Bürgerversicherung Umfragen, die sie zitieren können. 70 Prozent der Bundesbürger sind demnach völlig zufrieden mit dem Gesundheitssystem, verkündet der Bundesverband der Arzneimittelhersteller.
Selbst wenn es die ja durchaus entscheidungsflexible CDU-Chefin um der GroKo Willen wollte: Auch Angela Merkel kann nicht gegen alle Widerstände das Gesundheitssystem unwiderruflich umkrempeln, nur um der 20-Prozent-SPD mal kurz entgegenzukommen. Das wissen natürlich auch die Sozialdemokraten. Sie fordern jetzt alles, um im Falle einer Koalition zumindest etwas zu bekommen. Für die ganz große Systemreform wird das aber wohl nicht reichen.
Sebastian Horsch
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