Nordkorea provoziert erneut

von Redaktion

Neuer Test: Interkontinentalrakete flog so hoch wie nie zuvor – Trump reagiert verhalten

Seoul  – Mit dem Test einer neuen Interkontinentalrakete hat Nordkorea einmal mehr die Supermacht USA herausgefordert. Mit der neuartigen Rakete des Typs Hwasong-15 sei das Land nun in der Lage, das gesamte Festland der USA mit Atomsprengköpfen anzugreifen, ließ die Führung in Pjöngjang gestern nach dem Test über das Staatsfernsehen verkünden. Weniger als 100 Tage vor den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang zeigte sich Südkoreas Präsident Moon Jae In besorgt, dass sich der Raketentest des Nachbarn eventuell auf das Großereignis im Februar auswirken könnte.

Moon ordnete nach Angaben seines Büros an, zu überprüfen, ob der Test eine erfolgreiche Austragung der Spiele gefährden könnte. Der Austragungsort liegt nicht weit entfernt an der Grenze zu Nordkorea im Nordosten von Südkorea. Die Vorbereitungen laufen jedoch ungeachtet des verschärften Konflikts um das nordkoreanische Atomprogramm auf Hochtouren.

Der erste Raketentest von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nach einer Pause von zweieinhalb Monaten stieß international auf scharfe Kritik. Südkorea und die USA warnten, dass der Weltfrieden bedroht sei. US-Präsident Donald Trump reagierte mit der Ankündigung neuer Sanktionen. Es würden noch am gleichen Tag „zusätzliche bedeutende Sanktionen“ gegen Pjöngjang verhängt, gab Trump über Twitter bekannt.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel kündigte  die Einbestellung des nordkoreanischen Botschafters an. Zudem forderten die USA das Auswärtige Amt auf, seinen Botschafter aus Nordkorea abzuziehen. Der UN-Sicherheitsrat wollte in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.

Der Test der Hwasong-15 genannten Rakete sei „erfolgreich“ gewesen, erklärte Nordkoreas Propaganda. Kim Jong Un erklärte den Berichten zufolge nach dem dritten Versuch einer ICBM in diesem Jahr stolz: Nun habe Nordkorea endlich das große historische Ziel realisiert, die Entwicklung einer staatlichen Atomstreitmacht abzuschließen. Den USA wurde in der Erklärung eine „Politik der atomaren Erpressung“ unterstellt. Nordkorea werde „keine Drohung für irgendein Land oder eine Region“ darstellen. Im Juli hatte das Land nach eigenen Angaben zwei Raketen des Vorläufertyps Hwasong-14 getestet.

Die Hwasong-15 sei vom „höchsten Abschusswinkel“ gestartet worden, hieß es. Dadurch habe sie eine Höhe von 4475 Kilometern erreicht und eine Distanz von 950 Kilometern zurückgelegt, bevor sie ihr Ziel im Ostmeer (Japanisches Meer) getroffen habe. Die Streitkräfte Südkoreas und der USA hatten zuvor ähnliche Angaben zu den Entfernungen gemacht.

Südkoreas Ministerpräsident Lee Nak Yon äußerte jedoch Zweifel an den Angaben Nordkorea, dass der Raketenversuch erfolgreich gewesen sei. Der Kontakt zum Flugkörper sei ungefähr zur Mitte des Flugs abgebrochen, sagte Lee in Seoul. „An diesem Punkt ist es schwer zu sagen, das ist ein Erfolg.“

Die Rakete flog nach Angaben von US-Verteidigungsminister James Mattis so hoch wie keine vor ihr. Nordkoreas Forschung und Entwicklung von ballistischen Raketen, die eine Bedrohung „überall in der Welt“ seien, dauerten an.

Dirk Godder und                      Andreas Landwehr

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