EU-Afrika-Gipfel

Keine Ausreden!

von Redaktion

An großen Worten mangelte es nicht. Der Gipfel in der Elfenbeinküste markiere eine neue Beziehung zwischen der EU und Afrika, hieß es. Man wolle sich besonders um Afrikas Jugend kümmern, die Bildung und Jobs brauche, also: eine Perspektive. Das alles klang gut – und es kam doch anders. Tag eins des Gipfels stand im Zeichen der schockierenden Berichte aus Libyen. Nach allem, was zu hören war, fiel das Thema Jugend, das mit Blick auf die Bekämpfung von Fluchtursachen wichtig ist, hinten runter.

Man kann das den Gipfelteilnehmern schlecht vorwerfen. In Libyen soll mit Flüchtlingen gehandelt werden, es geht also um Sklaverei und das in einem Land, mit dessen Küstenwache die EU zusammenarbeitet. Hier einzulenken, ist schon für die moralische Glaubwürdigkeit Europas wichtig – auch wenn es gestern erst mal nur bei sehr unkonkreten Appellen und Ankündigungen blieb.

Allerdings darf Libyen nicht als Ausrede dafür dienen, dass es bei der „Partnerschaft mit Afrika“ mal wieder nicht voranging. Die Zeit der großen Worte ist vorbei, jetzt braucht es große Würfe – und ehrliche Debatten: Um Afrika wirtschaftlich zu stärken, und darum geht es ja, muss die EU ihre teils egoistische Handelspolitik überdenken. Auf der anderen Seite gehören Themen wie Korruption und Geburtenkontrolle unbedingt auf den Tisch. Es braucht wasserdichte Vereinbarungen, keine samtweichen Absichtsbekundungen. Wem humanitäre Gründe nicht reichen, der sei an das Eigeninteresse der EU erinnert: Jahrzehntelange Flüchtlingsströme kann niemand wollen.

Marcus Mäckler

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