Ende des Reformationsgedenkens

Weitermachen!

von Redaktion

Als Martin Luther vor 500 Jahren seine 95 Thesen gegen das Ablasswesen veröffentlicht hat, ist die Einheit zerbrochen. Katholiken und Protestanten gehen getrennte Wege. Niemand konnte hoffen, dass diese Trennung durch das Reformationsjubiläum überwunden wird. Auch wenn ein Jahr lang sowohl die Spitzen beider Kirchen als auch die Christen an der Basis miteinander diskutiert, gefeiert und gerungen haben.

Aber es gibt auch keinen Grund, in Sack und Asche zu gehen. Oder in Resignation zu verfallen. Ökumene ist ein schwieriges Geschäft. Je näher sich die beiden großen christlichen Kirchen kommen, desto heikler wird die Mission. Und desto größer werden die Ängste, dass man Identität und religiöse Heimat verlieren könnte, wenn Katholiken und Protestanten eins sind. Nur so sind ängstliche Reflexe etwa von (erz-)katholischen deutschen Kardinälen zu verstehen, die gegen Ende des Gedenkjahres vor zu großer Nähe warnen.

Angst ist immer ein falscher Ratgeber. Beide großen Kirchen sollten die große Chance nutzen, die ihnen durch das vergangene Jahr geschenkt wurde. Katholiken und Protestanten sind sich viel näher gekommen. Sie haben sich die gegenseitigen Verletzungen vergeben. Noch vor 60, 70 Jahren waren konfessionsverschiedene Ehen verpönt, es gab Konfessionsschulen und viel Misstrauen. Heute ist das gemeinsame Abendmahl in greifbarer Nähe. Es wäre unverzeihlich, wenn die Ökumene mit dem Ende des Reformationsjahres an Schwung verliert. Nach 500 Jahren Trennung und einem gemeinsam begangenen Gedenkjahr muss es heißen: Gemeinsam weitermachen – bis zur Einheit.

Claudia Möllers

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