Franziskus sorgt sich um Europa

von Redaktion

Papst spricht bei EU-Symposium und kritisiert „dramatische Unfruchtbarkeit“ des Kontinents

Rom – Ein Europa, das sich in der Wahrnehmung seiner Bürger zuerst über Zahlen und Institutionen definiere, ist nach Ansicht von Papst Franziskus Ursache für den zunehmenden Populismus in weiten Teilen der EU. Der Pontifex äußerte sich vor den Teilnehmern eines Europa-Symposiums, das der Verband der europäischen Bischofskonferenzen (Comece) im Vatikan ausrichtete. Präsident dieser Vereinigung ist der Münchner Kardinal Reinhard Marx.

Politiker aus ganz Europa hatten bei dem Forum am Wochenende Ansätze für die Zukunft der Europäischen Union diskutiert. Marx hatte die Veranstaltung als „Exerzitien des Dialogs“ umschrieben, die ein Zeugnis der Ermutigung für Europa geben sollten.

Franziskus kritisierte erneut die niedrige Geburtenrate auf dem Kontinent. Europa leide unter einer „dramatischen Unfruchtbarkeit“, gleichzeitig gebe es zu viele Abtreibungen, beklagte er. Zukunftsangst sei ein Grund: Die Gesellschaften hätten sich als unfähig erwiesen, jungen Menschen „die materiellen und kulturellen Werkzeuge zu übergeben, um sich der Zukunft zu stellen“. Seine Äußerungen erinnerten an die umstrittene Rede vor dem Europa-Parlament 2014; er hatte die EU als „unfruchtbare und müde Großmutter“ bezeichnet.

Europa sieht der Papst „immer mehr von einer Pluralität von Kulturen und Religionen gekennzeichnet“. Gleichzeitig warnte er angesichts der Flüchtlingskrise vor „Mauern der Gleichgültigkeit und der Angst“. Die kulturellen Unterschiede von Migranten sollten „als eine Ressource denn als Last“ begriffen werden. Diese Worte dürften gerade in katholischen Ländern wie Polen und Ungarn auf unterschiedliche Resonanz stoßen. Allerdings hatte Comece-Präsident Reinhard Marx am Rande des Kongresses vor Überheblichkeit gegenüber den Ängsten in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten gewarnt. Ingo-Michael Feth

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