China, daran besteht kein Zweifel, ist der Schlüssel zur Lösung des Nordkorea-Konflikts. Das Land ist aber in einem strategischen Zwiespalt: Fiele das Regime in Pjöngjang, hätte Peking nicht nur eine Flüchtlingswelle zu befürchten; auch der Puffer zum US-Verbündeten Südkorea fiele weg. Deshalb wägt es auch den kleinsten Schritt gegen die Kim-Diktatur genau ab. Dass China zunehmend bereit ist, den Druck zu erhöhen, kann als gutes Zeichen gelten. Die nun angeordneten Firmenschließungen tun Kim, der ja ein teures Raketenprogramm zu finanzieren hat, jedenfalls mehr weh als der Trump’sche Furor.
Die Frage ist, ob sich der Diktator durch den allzu langsamen Schwenk seines wichtigsten Wirtschaftspartners an den Verhandlungstisch wird zwingen lassen. Zweifel daran sind sehr berechtigt; denn Kim spielt auf Zeit. Experten glauben, dass sein Land schon bald atomar voll aufgerüstet sein könnte. Der „kleine Raketenmann“ (Trump) wäre dann in einer ganz neuen Verhandlungsposition – warum sollte er sich so kurz vor dem Ziel diplomatisch zeigen? Chinas konsequente Umsetzung der UN-Sanktionen dürfte kurz vor Trumps Besuch in Peking ein Ausdruck des guten Willens sein. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Marcus Mäckler
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