Mit Wolfgang Schäuble als Bundestagspräsident könnte Angela Merkel aus der Not eine Tugend machen: Seit FDP-Chef Lindner klargemacht hat, dass eine Beteiligung der Liberalen an einer Regierung nur über den Posten des einflussreichen Finanzministers führen wird (statt traditionell den Posten des Außenministers anzustreben), sucht die Kanzlerin für ihren bisherigen Schatzkanzler ein neues Amt, das dessen Verdiensten wie Erfordernissen entspricht. Die Nachfolge des ausgeschiedenen Parlamentspräsidenten Lammert wäre wie maßgeschneidert für den Mann aus dem Breisgau.
Auch für das Parlament wäre es eine Ideallösung: Nach 45 Abgeordnetenjahren kennt der Christdemokrat das Innenleben des Bundestages wie kein Zweiter. Diese Erfahrung wird, so ist zu erwarten, im neuen Mammut-Parlament mit sechs Fraktionen auch nötig sein. Da werden gelegentlich nicht nur Zuchtmeister-Qualitäten für die Durchsetzung parlamentarischer Spielregeln und Sitten gefragt sein, sondern auch die nötige Abgeklärtheit, über die eigenen Parteigrenzen hinaus zu denken und zu handeln.
Einem Mann wie Schäuble wäre sogar zuzutrauen, dem Bundestag endlich jene Schlankheits-Diät zu verpassen, die das aufgeblähte Plenum mit jetzt sagenhaften 709 Abgeordneten nötiger denn je hat: die Verkleinerung auf ein vernünftiges Maß.
Alexander Weber
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