Grippe auf dem Vormarsch

von Redaktion

Die Grippewelle rollt an. Die Zahl der nachgewiesenen Erkrankungen steigt. Bayernweit sind schon mehr als 1500 Fälle registriert. Fachleute raten Menschen mit besonderem Risiko auch jetzt noch zur Impfung.

VON CAROLINE WÖRMANN

Husten, Schnupfen, Fieber und Gliederschmerzen: Die Grippewelle dieses Winters ist in München und Umgebung angekommen. „Seit etwa zwei Wochen habe ich jede Woche mehrfach Patienten, bei denen eine Influenza A nachgewiesen wird“, bestätigt der Münchner Hausarzt Dr. Karlheinz Zeilberger.

Gestützt wird seine Aussage von den aktuellen Zahlen des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Bis zum 7. Januar wurden nach einer neuen Falldefinition für Influenza vom Robert Koch-Institut (RKI) 589 Grippefälle in ganz Bayern gemeldet. 18 Tage später, am 25. Januar, waren es bereits 1577 Fälle. „Die Influenza-Aktivität steigt weiter an“, heißt es im aktuellen Wochenbericht des RKI.

In diesem Winter sind im Freistaat bislang noch deutlich weniger Menschen an Grippe erkrankt als in der Saison 2017/2018. So waren in der zweiten Januarwoche vergangenen Jahres mit 1362 bereits doppelt so viele Fälle gemeldet gewesen. Aber: 2017 war die Grippewelle schon Anfang Dezember losgegangen – statt wie in der Regel erst im Januar.

Dennoch: Auch in der aktuellen Grippesaison gibt es bereits die ersten Todesfälle, 27 waren es seit Oktober 2018 schon deutschlandweit. Erst vor ein paar Tagen starb ein Kind aus dem Landkreis Freising in einer Münchner Klinik an der Krankheit.

Den Höhepunkt erreicht die Grippewelle laut LGL meist zwischen Ende Januar und Anfang März. Auch weil die Welle in der vergangenen Saison mit deutschlandweit geschätzt neun Millionen influenza-bedingten Arztbesuchen und mehr als 1600 Toten die schwerste seit Jahren war, wollten sich heuer mehr Menschen als in den Vorjahren gegen die Grippe impfen lassen. Dem LGL zufolge gab es eine erhöhte Nachfrage. Im November war es deshalb vielerorts bei der Impfstoff-Lieferung eng geworden.

In der Folge importierte Deutschland mehrere Tausend Dosen Grippe-Impfstoffe aus EU-Nachbarländern. Nicht überall hat sich die Lage dadurch aber entspannt. So ist nach aktuellen Berichten in Schleswig-Holstein und im Saarland erneut kaum Impfstoff verfügbar. In München sei der Engpass so gut wie beseitigt, sagt Hausarzt Zeilberger. Der von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) initiierte Austausch von Grippeimpfstoff unter Kollegen in ganz Bayern habe Wirkung gezeigt. „So konnten wir sowohl gesetzlich als auch privat Versicherte noch mit dem Vierfach-Impfstoff impfen“, berichtet der Internist. Er vermutet aber auch, dass die Impfbereitschaft nach den Berichten über den Impfstoffmangel zurückgegangen ist. „Einige, die vorhatten, sich impfen zu lassen, haben es dann doch nicht gemacht“, glaubt Zeilberger.

Doch Menschen mit besonderem Risiko sollten sich auch derzeit noch impfen lassen, rät RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. Dazu zählen unter anderem chronisch Kranke, Menschen über 60 Jahre, Schwangere ab dem zweiten Trimester sowie medizinisches Personal und Pflegekräfte. Zwar dauere es bis zu zwei Wochen, bis ein Impfschutz aufgebaut ist. Doch die Grippewelle sei dann noch lange nicht vorbei.

Wie sich die Zahl der Grippefälle heuer entwickeln wird, ist laut LGL nicht vorherzusagen: „Wie stark eine Grippewelle ausfällt, hängt unter anderem vom Wetter, von den aktuell vorkommenden Virustypen sowie von der Immunität in der Bevölkerung ab.“

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