Zu wenig kleine Läden, zu wenig Veranstaltungen, fehlendes Ambiente: Die Attraktivität in Deutschlands Innenstädten lässt zu wünschen übrig. Das ist das Ergebnis einer Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH). Bei der Befragung von 59 000 Innenstadtbesuchern in 116 Städten gab es für die Zentren im Schnitt nur die Schulnote Drei plus. Am besten schnitten noch die Großstädte ab (Zwei minus).
IFH-Geschäftsführer Boris Hedde sieht darin ein Alarmsignal. „Eine Drei plus reicht auf Dauer nicht, um in Zeiten des Strukturwandels konkurrenzfähig zu sein“, warnt er. Der Onlinehandel sei im vergangenen Jahr um mehr als elf Prozent gewachsen. Darum drängt Hedde, mehr für die Aufwertung der Innenstädte zu tun, das Ambiente zu verbessern und die Vielfalt des Einzelhandels zu wahren.
Die Metropolen München, Hamburg und Berlin wurden in der Studie nicht berücksichtigt. Dennoch trifft mindestens ein Kritikpunkt der Studie auch auf unsere Innenstadt zu: die Filialisierung der Fußgängerzone. Viele der Ketten hier findet man auch in Madrid oder Kopenhagen. Selbst Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) gibt zu: „Ich würde mir mehr wechselnde Pop-up-Stores oder inhabergeführte Ladengeschäfte wünschen.“
Wolfgang Fischer, Geschäftsführer der Vereinigung der Innenstadthändler CityPartner, sieht das Problem nicht: „Bei uns gibt es noch rein münchnerische Geschäfte wie Dallmayr, Beck, Kustermann, Lodenfrey. Freilich hat das abgenommen. Aber andere Großstädte haben viel weniger traditionelle Läden.“
Mit Reizen abseits des Handels geizt die Münchner Innenstadt eher. „Ein Phänomen ist die Fußgängerzone, die abends wie leer gefegt ist“, sagt Wolfgang Neumer (CSU), der Vorsitzende des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel. „Ich wünsche mir mehr Freischankflächen und Veranstaltungen nach 20 Uhr.“ Martin Glöckner, Geschäftsführer von Green City e.V. hat gleich an ganzes Bündel an Verbesserungsvorschlägen: „Wir brauchen mehr große, gestaltete Plätze mit Grün und Wasser, zum Beispiel Brunnen. Eine Verbesserung wäre die Freilegung des Stadtbachs in der Herzog-Wilhelm-Straße, wofür wir uns einsetzen.“ Wünschenswert seien zudem Flächen, auf denen sich auch Rentner und Familien gern aufhalten – mit kostenlosen Trinkwasserstellen. „Wir könnten uns außerdem Hochbeete vorstellen, die von Geschäften und Anwohnern gepflegt werden. Und mehr Fassadenbepflanzung.“ Sabine Rinberger, Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums im Tal, plädiert für mehr nicht-kommerzielle Veranstaltungen im öffentlichen Raum: „Wir brauchen mehr Kultur auf der Straße.“
Ein Streitpunkt in der Altstadt ist immer wieder der Verkehr. Die einen wollen mehr Parkplätze und eine gute Erreichbarkeit, die anderen wollen Autos am besten ganz verbannen. Die autofreie Sendlinger Straße sei ein wichtiger Schritt gewesen, sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk. „Wir brauchen mutige Konzepte, um Oberflächen-Parkplätze weiter zu reduzieren. Eine Herausforderung bleibt der Logistikverkehr.“
Immerhin bei einem Thema scheinen sich alle einig zu sein und Handelsvertreter Wolfgang Fischer beizupflichten. Der sagt: „Verbessert werden muss die Alltagstauglichkeit des öffentlichen Nahverkehrs – damit die Leute überhaupt in die Innenstadt gelangen.“