Es kann jedem passieren: Morgens der verschlafene Blick auf die Uhr – dann der Schock: Um ein Haar hätte man den wichtigen Termin beim Arzt verpasst. In der Eile verlässt man das Haus – und sobald die Tür ins Schloss fällt, kommt die nächste Panne: Schlüssel vergessen. Wenn der Tag schon so beginnt, wird es meist nur noch schlimmer: Wie war noch gleich die neue PIN? Hatte die Schwiegermutter etwa gestern Geburtstag? Und wie heißt noch mal die neue Praktikantin?
Vergesslichkeit kann zu peinlichen Situationen führen – aber mal ehrlich: Wer kann sich schon all die Namen, Zahlen und Daten merken, die uns tagtäglich umgeben? Simon Reinhard (39) kann das – der Münchner ist zweifacher Gedächtnisweltmeister und hat erst am Freitag seinen Titel als Deutscher Gedächtnismeister verteidigt. Aufgaben waren beispielsweise, sich ein gemischtes Spielkartenset mit 52 Karten innerhalb von 15 Minuten in der richtigen Reihenfolge einzuprägen.
Mit so einem Superhirn muss man geboren werden, könnte man meinen. Doch im Grunde ist alles nur Übungssache. Um sich die Inhalte in seinem Jura-Studium besser zu merken, ist Reinhard vor 13 Jahren zufällig auf ein Gedächtnistraining im Internet gestoßen. „Es war wie ein Spiel – und ich wollte immer besser werden“, erzählt er. Heute hat er seine Leidenschaft zum Beruf gemacht, bietet auf der ganzen Welt Gedächtniskurse an. Der Trick des Experten ist so simpel wie genial: Er erfindet Geschichten. „Bilder bleiben viel besser im Kopf hängen“, erklärt er. „Das macht kreativ und spart im Vergleich zum stumpfen Auswendiglernen viel Energie.“ Wie das im Alltag funktioniert, erklärt uns der Gedächtnisexperte mit fünf einfachen Tricks – damit auch Sie zum Superhirn werden können.
K Ist der Schlüssel dabei?
Machen Sie sich eine geistige Notiz an Ihre Tür: Schauen Sie sich die Tür genau an und finden Sie ein Merkmal – wie einen schwarzen Türrahmen. Dieser wird sie beim Rausgehen daran erinnern, dass Sie vielleicht Ihren Schlüssel mit dem schwarzen Anhänger vergessen haben.
K Ist das Bügeleisen aus?
Die Panik kommt meist viel zu spät: Habe ich das Bügeleisen ausgeschaltet? Aus Sorge fährt man zurück, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Reinhards Tipp: Verknüpfen Sie das Ausschalten mit einer ungewöhnlichen Handlung. Klatschen Sie zum Beispiel unmittelbar danach in die Hände, auch wenn es lustig klingt.
K PIN und Passwörter?
Bei einer PIN hilft es, sich für jede Ziffer ein Bild auszudenken – so könnte die 1 ein Regenschirm sein, die 2 ein Schwan und die 3 eine Schlange. Aus den Bildern kann dann eine kleine Geschichte gebastelt werden. Bei Passwörtern mit Buchstaben kann man sich für jeden Buchstaben ein Wort überlegen. Da können die verrücktesten Sachen bei rauskommen. Beispiel: Eine Frau öffnet einen Regenschirm, weil es Schlangen regnet.
K Neue Namen merken?
Versuchen Sie, den Namen zu visualisieren. Beispiel: Thomas – dazu kann man an eine Tomate denken. Es wirkt verrückt: Verbinden Sie die Tomate mit dem Gesicht. „Stellen Sie sich vor, wie Sie eine Tomate in sein Gesicht werfen“, sagt Reinhard. „Oder vielleicht ähnelt er sogar einer Tomate?“
K Geburtstage merken
Überlegen Sie sich zwölf verschiedene Orte, die Sie mit Monaten verbinden. Der Januar ist eine Skipiste, der August Ihr Lieblingssee. Wenn die Oma am 14. August Geburtstag hat, denken Sie daran, wie sie mit einem Regenschirm (1) in einem Segelboot (4) auf ihrem Lieblingssee (August) treibt. k. braun