Eine Frage der Zeit

von Redaktion

Was in München passiert, sollten Uhren nicht mehr vor- oder zurückgedreht werden

Es wird Zeit für eine Umstellung. Bis Donnerstagabend haben EU-Bürger online abgestimmt, ob Sommer- und Winterzeit abgeschafft werden sollen. Seit Anfang Juli sind laut Angaben eines Sprechers mehr als 4,6 Millionen Antworten eingegangen. Das Ergebnis der Befragung steht noch nicht fest und hätte auch erst mal keine Bindungswirkung für die Politik. Aber eine Tendenz lässt sich zumindest in München ablesen: Wem geht die halbjährliche Zeitumstellung auf den Wecker?

Am ehesten würde offenbar die Deutsche Bahn von einer Abschaffung profitieren. Dort sorgt vor allem der Wechsel zur Winterzeit für Probleme. „Nächtlich verkehrende Züge halten in der um eine Stunde längeren Nacht an einem geeigneten Bahnhof“, sagt ein Bahnsprecher auf Anfrage unserer Zeitung. „So wird sichergestellt, dass sie ihre Zielbahnhöfe fahrplanmäßig erreichen und morgens nicht eine Stunde zu früh ankommen.“ S-Bahnen fahren in dem Zeitraum gar nicht.

Auswirkungen haben die Wechsel auf Sommer- oder Winterzeit weder bei der Münchner Verkehrsgesellschaft noch bei den Stadtwerken. Die Uhren stellen sich automatisch um. Das gilt auch für die Zeitanzeiger in der Verantwortung des städtischen Baureferates. „Die Uhren werden mittels eines Funksignals der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) automatisch umgestellt“, sagt eine Sprecherin. Die Stadt München betreut das ganze Jahr über 181 öffentliche Uhr-Anlagen, darunter 119 Kirchturm-, drei Turmuhren, 15 Stadt-, 39 Schulturm- und drei Uhren an Seniorenheimen. In allen Fällen wäre ein Wegfall der Zeitumstellung problemlos zu bewältigen.

Anders sieht das allerdings bei der Arbeitszeiterfassung der Stadt aus. Wie berichtet, nutzen die Mitarbeiter noch Stempelkarten und Automaten. Und diese 200 Stempeluhren sind alle programmiert, auf Jahre hinaus sich selbst auf Winter- oder Sommerzeit umzustellen. „Wenn die Umstellung demnächst abgeschafft würde, müsste jede einzelne der 200 Stempeluhren händisch umgestellt werden“, sagt eine Sprecherin. „Das wäre noch mal ein Argument dafür, möglichst schnell auf eine digitale Arbeitszeiterfassung umzusteigen.“ Wie berichtet, hatte der Stadtrat dem Projekt unlängst zugestimmt. Auch da wird es Zeit für eine Umstellung.

Sascha Karowski, Avin Khodakarim

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