Über 2000 Männer mussten auf der britischen Insel Ende der 80er-Jahre eine DNA-Probe abgeben. Doch die Jahrzehnte verstrichen. Ingas Mutter Almut Hauser hatte die Hoffnung, dass der Mörder ihrer Tochter noch gefunden wird, bereits aufgegeben. Vor einem Jahr sagte Josef Wilfling, damaliger Chef der Münchner Mordkommission, er sei sicher, dass die Mörder bald gefasst würden. Gestern vermeldeten zunächst britische Medien die Nachricht: Die Polizei hat zwei Männer verhaftet, die als dringend tatverdächtig gelten. DNA-Proben der heute 58- und 61-Jährigen stimmten mit dem Erbgut überein, das an Inga gefunden wurde.
Ein Schäfer hatte ihre Leiche am 20. April 1988 in einem Waldstück bei Ballycastle aufgefunden – vergewaltigt und mit gebrochenem Genick. Die Ermittler gingen davon aus, dass Inga rund zwei Wochen vorher, am 6. April, ermordet worden war. An diesem Tag sei sie auch in Nordirland angekommen, war sich die Mutter sicher. Inga setzte mit einer Fähre vom schottischen Festland auf die Insel über. Eigentlich hatte sie eine Freundin besuchen wollen, der Besuch platzte kurzfristig. Also entschied sich die junge Frau, sich ihren Traum zu erfüllen und die Natur Nordirlands zu erkunden. Ingas Mutter Almut Hauser erzählte Jahre später in einem Interview, dass einige Leute den Eltern lange Zeit eine Mitschuld gaben, weil sie ihrer Tochter die Reise auf eigene Faust erlaubt hatten. Eine schlimme Erfahrung in einer ohnehin schwierigen Zeit sei das gewesen.
Ingas Vater starb vor einigen Jahren an Krebs. Er wird also nicht mehr erfahren, wer ihm seine Tochter auf diese grausame Art und Weise genommen hat. Mutter Almut Hauser lebt nach Informationen unserer Zeitung nicht mehr in ihrer Wohnung in Haidhausen. Nachbarn erzählen, die heute 76-Jährige lebe seit einigen Jahren in einem Pflegeheim in Österreich. Wie es um den Gesundheitszustand von Ingas Mutter bestellt ist und ob sie die Nachricht noch bewusst verarbeiten kann, ist nicht bekannt.
Den Verlust ihrer Tochter hatte Almut Hauser nie verkraftet. Bis zuletzt hatte sie in Ingas Zimmer alles so belassen, als ob die Schülerin noch darin leben würde. Die Wände zierten viele Fotos, die das hübsche Mädchen mit den blonden Haaren zeigen. Für Almut Hauser wäre es zumindest ein Stückchen Frieden, würden Ingas Mörder nun ihre Strafe bekommen.