justizwachtmeister-jubiläum

Die Allrounder des Gerichts

von Redaktion

von andreas thieme

Mit Uli Hoeneß (66) war das so eine Sache. Das ganze Land verfolgte seinen Steuer-prozess und die Verurteilung. Jeden Tag scharten sich im März 2014 hunderte Münchner vor dem Justizpalast, um einen der begehrten Zuschauerplätze im Saal zu bekommen, während draußen lange Schlangen an den Absperrgittern standen. Vier Tage Dauerstress in der Innenstadt.

Doch wer organisiert das eigentlich? Die Antwort: Uwe Vater (49). Mit seinem Kollegen Stefan Kves hat sich der Justizwachtmeister bis nachts um den Aufbau gekümmert, tagelang das Personal eingeteilt und wichtige Absprachen mit der Polizei getroffen. Kurzum: für die Sicherheit gesorgt. Auch für die von Uli Hoeneß.

„Das war mein größter Prozess“, sagt Vater, der Erster Vorsitzender des Bayerischen Justizwachtmeister-Verbandes ist. Als dieser am Samstag sein 40-jähriges Verbands-Jubiläum feiert, ist Hoeneß längst wieder ein freier Mann und thront als Präsident über dem FC Bayern – seit 48 Jahren ist er dem Club treu.

40 Jahre alt wird nun der Wachtmeister-Verband. 1200 Beamte gibt es in Bayern, etwa 450 davon im Regierungsbezirk des Münchner Oberlandesgerichts, 260 sind es am Standort München – die Hälfte davon arbeitet im Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße.

Es ist ein Job zwischen Service und Sicherheit. Während einige Wachtmeister mit Pistole und Schutzweste an der Sicherheitsschleuse stehen, verwalten andere die Post mit bis zu 500 Briefen am Tag oder bringen Aktenberge zu den Gerichtssälen, wenn etwa aufwendige Mordprozesse anstehen.

„Uns ist stark dran gelegen, dass der Bürger merkt, dass er willkommen ist“, sagt Uwe Vater, der seit 13 Jahren Justizwachtmeister ist. An der Pforte sehen seine Kollegen in Ausrüstung oft abschreckend aus. Tatsächlich sollen die Wachtmeister Besuchern helfen. „Die offene Haltung ist uns deshalb wichtig.“

Schlagstock und Handschellen kommen nur im Notfall zum Einsatz. Etwa, wenn Angeklagte in einem Strafprozess flüchten wollen. „Eine Frau hatte mal schwersten Widerstand geleistet, sechs Beamte mussten eingreifen“, erinnert sich Vater an seinen heftigsten Fall. Im Alltag komme das nur selten vor.

Alltag heißt für Justizwachtmeister aber auch: Mörder, Vergewaltiger und Diebe zum Gerichtssaal bringen und sie im Strafprozess bewachen. Furchtlos und mit höchster Konzentration.

30 Verwahrzellen hat das Strafjustizzentrum. Hierhin werden Gefangene morgens aus der JVA Stadelheim gebracht, wenn ihr Prozess verhandelt wird oder sie dem Haftrichter vorgeführt werden. Das meiste Personal binden sogenannte Staatsschutz-Prozesse: „Bis zu 30 Beamte sind dann im Einsatz“, sagt Uwe Vater, der auch Kollegen für den Einsatz im NSU-Prozess schulte.

„Diese Prozesse sind von der Sicherheit her sehr anspruchsvoll“, sagt er. Etwa, wenn das Gericht gegen Terroristen wie ehemalige IS-Kämpfer verhandelt – oder gegen Beate Zschäpe (43), die seit Mai 2013 am Oberlandesgericht angeklagt ist. Bis zu zehn Staatsschutzprozesse laufen parallel. Ein harter Job. Und ein wichtiger. Am Samstag bedankte sich Justizminister Winfried Bausback (CSU) bei der Jubiläumsfeier: „Sie leisten jeden Tag für die bayerische Justiz hervorragende Arbeit“, lobte er die Wachtmeister. „Für uns alle – Bürger, Richter, Staatsanwälte, Verfahrensbeteiligte, Bedienstete – ist es ein gutes und ein beruhigendes Gefühl, dass es Sie gibt. Ihre Leistungen verdienen größten Respekt und Anerkennung.“

Artikel 6 von 6