Gewofag-Anlage: Mieterhöhung um 15 Prozent

von Redaktion

Ramersdorfer Mieter werfen der städtischen Wohnbaugesellschaft mangelnde soziale Verantwortung vor

von daniela schmitt

Familie Soramies hat es gut erwischt. Dachte sie zumindest, als sie Ende 2016 ihre Mietwohnung in der Rupertigaustraße bezog: Neubau, 117 Quadratmeter, zwei Kinderzimmer, Parkett, großer Balkon – 1351,47 Euro kalt. Doch jetzt sollen die Soramies auf einen Schlag 202,72 Euro mehr Kaltmiete bezahlen – eine Erhöhung um 15 Prozent auf 1554,19 Euro!

Die Familie wohnt in einer frei finanzierten Wohnung einer Gewofag-Anlage in Ramersdorf. Seit der Brief der städtischen Wohnbaugesellschaft Ende Januar in seinem Briefkasten lag, hat Vater Esko Soramies schlaflose Nächte. „Bisher haut es gerade so hin – meine Frau ist momentan in Elternzeit, wir haben zwei kleine Töchter. Aber ich weiß nicht, wie wir unsere Kosten künftig decken sollen – die Miete frisst über 50 Prozent meines Nettogehalts auf“, klagt der 40-jährige Elektroingenieur. Ab April muss die Familie 1874,85 Euro für die Warmmiete berappen. Wie der finnischen Familie geht es vielen Mietern in der Rupertigaustraße 14 bis 34, die eine bis zu 15-prozentige Mieterhöhung hinnehmen müssen. In einem Brief an die Gewofag appellieren die Mieter an deren „soziale Verantwortung“. Die Antwort der Gewofag – in den Augen des Familienvaters „schamlos“: „Sie sagen sinngemäß, dass wir froh sein können, dass wir eine Wohnung haben. Von Gemeinnützigkeit und Familienfreundlichkeit keine Spur!“

„Der Gewofag-Konzern ist satzungsgemäß beauftragt, bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen“, teilte eine Konzernsprecherin auf Anfrage mit. Sie betont, dass man sich bei der Mieterhöhung an den gesetzlichen Rahmenbedingungen orientiere. Die Gewofag passe die Mieten „für diese Wohnungen alle drei Jahre bis zu 15 Prozent an“ und beziehe sich dabei auf den qualifizierten Mietspiegel der Stadt. Die Netto-Kaltmiete der Familie Soramies sei mit 13,36 Euro ein für München „angemessener Mietpreis“. Mieterhöhungen seien erforderlich, um in energetische Modernisierungen und dringend benötigte Neubauten zu investieren.

Erst vor wenigen Tagen hatte der Verein der Münchner Wohnungsunternehmen (VMW) – dem auch die Gewofag angehört – seinen Mietenspiegel vorgelegt und gejubelt, mit Durchschnittsmieten von sechs bis acht Euro sei man die „Mietpreisbremse Münchens“. Für die Mieter in Ramersdorf dürfte das wie blanker Hohn klingen.

Die Erhöhung sei rechtlich zwar „in Ordnung“, sagt auch Volker Rastätter, Geschäftsführer des Mietervereins. Ob sie „sozial angemessen“ sei, stehe aber auf einem anderen Blatt. Auch beim Mieterverein hätten sich schon Münchner gemeldet, die von einer Mieterhöhung der Gewofag betroffen seien. „Es gab Hilferufe aus Neuperlach. Ich würde den Mietern raten, mit der Berechnung ihres Haushaltseinkommens bei der Gewofag vorstellig zu werden.“ Es solle allgemeiner Grundsatz werden, fordert Rastätter, dass die Miete bei Neubauten nach einer Erhöhung maximal 40 Prozent des Haushaltseinkommens betragen dürfe.

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