Kontrollen und Bußgelder

Stadt will Taubenfüttern ahnden

von Redaktion

Von Sascha Karowski

Wie viele Tauben in München leben, weiß niemand so genau, einige sagen 45 000, andere schätzen 15 000. Dass die Tiere zum Stadtbild gehören, bestreitet die Verwaltung nicht. Doch an den Tauben entzünden sich Konflikte. Das Referat für Gesundheit und Umwelt schreibt auf seiner Homepage: „Die sogenannten Stadttauben spalten wie wenig andere Themen die Stadtgesellschaft.“ Mit einem Konzept will das Referat „seit einigen Jahren zur Aussöhnung beitragen“. Darin spielt die Information der Bevölkerung eine Rolle, zum anderen werden vermehrt Taubenhäuser errichtet. Dort erhalten die Tiere Futter, zum anderen lässt sich die Population eindämmen, indem man die Eier aus den Nestern nimmt. Ferner galt in der Stadt ein Fütterungsverbot. Das ist zwar Ende 2016 ausgelaufen, soll nun aber verlängert werden.

Und dann soll es auch Kontrollen geben. Der Stadtrat wird am Dienstag entscheiden, ob der neue Kommunale Außendienst (KAD) der Stadt künftig Verstöße ahnden und Bußgelder verhängen soll. Wörtlich heißt es in der Beschlussvorlage: „Dabei sollen – wie bei den anderen städtischen Verordnungen und Satzungen – fütternde Personen angesprochen und aufgeklärt werden. Es können aber auch Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet werden.“ Ziel sei es nicht, Menschen zu belangen, die Tauben gelegentlich ein paar Brösel zuwerfen. Vielmehr hat die Stadt jene Unbekannten im Visier, die regelmäßig größere Futtermengen ausstreuen.

Die Population der Tauben soll möglichst an allen Orten in der Stadt ein verträgliches Maß nicht übersteigen. Laut Verwaltung werde die Größe einer Stadttaubenpopulation hauptsächlich durch das Angebot an Futter und Nistplätzen bestimmt. Die Nistplätze zu reduzieren, sei teuer, zudem seien an Gebäuden angebrachte Gitter, Netze oder Spikes oft unschön und führten nur zu einer Verlagerung der Taubenproblematik. Allenfalls könnte man an Neubauten darauf achten, dass keine Nistplätze entstehen. Praktikabler erscheint dem Referat die Reduzierung des Futterangebots. „Bei einem Verbot der aktiven und zusätzlichen Fütterung verhungern die Tiere nicht, sondern müssen lediglich ihren Radius zur Futtersuche erweitern, wie dies auch in der Natur geschehen würde.“ Wenn Tauben mehr Zeit zur Futtersuche aufwendeten, sinke die Zahl der Bruten, und die Population erreiche eine stabile Größe. Dies sei auch sinnvoll, glaubt die tierschutzpolitische Sprecherin der SPD, Bettina Messinger: „In großen Schwärmen verursachen Tauben vielerorts hygienische Probleme durch Kot und richten Schäden an Gebäuden an.“ Die Stadt müsse aber auch dringend den Ausbau der Taubenhäuser beschleunigen. „Nur eine Kombination verschiedener Maßnahmen ermöglicht ein konfliktfreies Zusammenleben von Taube und Mensch.“

„Tauben sind samenfressende Vögel. Wer den Tieren Krümel hinwirft, schadet ihnen mehr, als dass es gut für die Vögel wäre“, sagt Grünen-Vize Katrin Habenschaden. Sie regt an, in den städtischen Grünanlagen sollten vermehrt Pflanzen angebaut werden, die Vögeln als Nahrungsgrundlage dienen können. Dass der Kommunale Außendienst nun die Einhaltung der Verbotes überwachen soll, sei lächerlich. „Das bestärkt uns nur in unserer Auffassung, dass diese Stadtsheriffs völlig überflüssig sind, wenn jetzt schon nach Aufgaben gesucht werden muss, um ihre Existenz zu rechtfertigen.“

Weniger kritisch sieht man das bei der CSU: „Ich befürworte die Verlängerung der Verordnung“, sagt der umweltpolitische Sprecher der CSU, Sebastian Schall. „Und wenn man einen Kommunalen Ordnungsdienst hat, sollte man ihn auch einsetzen. Es bringt ja nichts, eine Verordnung zu erlassen, sie aber nicht zu kontrollieren.“

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