Die große Umsiedlung

von Redaktion

Isarfischer holen vor der Bachauskehr die Fische aus den Wasserläufen im Englischen Garten

Vor den Augen neugieriger Passanten haben die Isarfischer am Wochenende die Bäche im Englischen Garten abgefischt. Auch gefährdete Arten landeten im Kescher.

Bis zu den Knien stehen sie im eiskalten Nass. Vornweg waten zwei Männer mit Anodenstäben in der Hand, dahinter drei Kescher-, drei Kabel- und zwei Wannenträger. Gummierte Wathosen schützen den Trupp vor den Stromstößen, die alle Fische im Umkreis kurzzeitig betäuben.

Alle 18 Monate lässt die Stadt die großen Bäche leerlaufen, um sie zu reinigen. Damit die Wasserbewohner dann nicht auf dem Trockenen liegen bleiben, rücken die Isarfischer zum Abfischen aus. Los ging’s am Samstag um acht Uhr morgens. Zwei Trupps positionierten sich am Schwabinger Bach, ein anderer am Eisbach, ein vierter am Oberstjägermeisterbach. Rund 18 Kilometer Bachlauf haben die Isarfischer in sechs Stunden abgefischt. Wie viele Fische den Trupps dabei ins Netz gegangen sind, ist noch unklar: „Wir gehen davon aus, dass wir wie im vergangenen Jahr um die 2000 Fische umgesiedelt haben“, sagt Maximilian Burkhart von den Isarfischern. Genau sollen es die Fangtabellen zeigen, die in den nächsten Tagen ausgewertet werden. Klar ist aber: Von den 27 Arten, die in unseren heimischen Gewässern schwimmen, konnten am Samstag etliche gefährdete Gattungen gerettet werden: „Wir haben Huchen gefangen“, erzählt Burkhart, „Barben, Äschen, Stichlinge und sogar ein paar Nasen.“

Ganz ungefährlich war die Aktion freilich nicht, erklärt Burkhart, „für die Fischer – nicht für die Fische“. Sobald der Schalter gedrückt wird, fließt Strom durchs Wasser, ein elektrisches Feld baut sich auf. „Dem strömen die Fische dann entgegen, und wir sammeln sie ein“, erläutert Burkhart. Vom Gleichstrom betäubt, werden die Fische in speziellen, mit Sauerstoff angereicherten Wassertanks gelagert. Wenn sie wieder fit sind, werden Hechte und Aale in Seen, Nasen, Äschen und Co. in der Isar freigesetzt. Dort dürfen sie bleiben – „wenn sie wollen“, so Burkhart. „Viele kehren von selbst wieder in ihr ursprüngliches Habitat zurück.“ Bis es in 18 Monaten wieder heißt: abg’fischt wird!

Sarah Brenner

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