Der Klimaschutz treibt mitunter bunte Blüten. Im Bezirksausschuss (BA) Untergiesing-Harlaching haben die Grünen jetzt die Anschaffung von Metallbäumen gefordert. Die sollen mithilfe kleiner Turbinen den Fahrtwind von Autos in Strom umwandeln. Als Vorbild dafür dient Paris.
So manchem Betrachter mag beim Blick auf die stählernen Konstrukte die Frage in den Sinn kommen: Ist das Kunst oder kann das weg? Aber mitnichten. Die sogenannten Wind-Bäume sehen zwar kunstvoll aus, haben aber auch einen Zweck. Denn die Blätter sind kleine Turbinen, die Wind in Energie umwandeln. In Paris werden sie bereits seit 2015 getestet, das Ergebnis ist noch nicht bekannt. Die Grünen im BA schlagen nun vor, auch im 18. Stadtbezirk solche Wind-Bäume aufzustellen, ein Ort ist auch schon ausgemacht. Drei der Stahlkonstrukte könnten oberhalb des Tunnels an der Tegernseer Landstraße aufgestellt werden. „Ein Versuch lohnt sich“, sagt BA-Mitglied Petra Jacobi. „Die Bäume sehen ja schön aus und gingen bei zu geringem Ertrag notfalls auch als Kunstobjekt durch.“
Laut Hersteller soll ein Baum etwa 15 Straßenlaternen oder einen Haushalt mit Strom versorgen können. Anwendung könnten die Konstrukte auch als Ladestationen für Elektroautos finden. „Traumhaft wäre natürlich, wenn Stadtbürger in so einen Turbinenbaum investieren könnten und dann den Ertrag ins Netz verkaufen oder selber nutzen könnten.“
Erfunden hat den Baum der Gründer des französischen Start-ups New Wind, als er sah, wie sich die Blätter eines Baumes bewegten, obwohl nicht der geringste Windhauch zu spüren war. Auf der Homepage erklärt Jérôme Michaud-Larivière: „Die Energie dafür musste irgendwo herkommen – und sich in Kilowatt umsetzen lassen.“ Damit die Turbinen das Stadtbild nicht stören, hat Larivière die komplette Technik in dem rund elf Meter hohen Baum versteckt. Die Mikro-Turbinen befinden sich in 72 künstlichen Blättern und sollen lautlos arbeiten, verspricht der Hersteller. Die Blätter können offenbar bereits mit Geschwindigkeiten von sieben Kilometern pro Stunde Energie erzeugen. Wie die französische Zeitung Libération berichtet, können die Turbinen an rund 280 Tagen im Jahr genutzt werden und bei rund 3.1 Kilowatt Leistung und einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde etwa 4600 Kilowattstunden Strom produzieren. Ein Wind-Baum ist bereits ab 30 000 Euro zu bekommen.
Sascha Karowski