Töging – Über Jahre war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Was wird früher fertig? Das neue Töginger Stadtbuch oder die neue Mehrzweckhalle? Am Ende: eine Punktlandung. Für beide Großprojekte. Am Nachmittag weihte Tögings Bürgermeister Dr. Tobias Windhorst die Mehrzweckhalle ein, am Abend stellte der Heimatbund sein neues Werk vor.
Großes Interesse bei der Buchpräsentation
Das Interesse war nach der langen Wartezeit entsprechend groß. Rund 150 Besucher kamen ins Gasthaus Springer, um zu hören und zu sehen, was in jahrelanger Vorbereitung entstanden ist. „Unheimlich gehaltvoll, unheimlich hochwertig und unheimlich interessant“ sei das Ergebnis, lobte Windhorst und machte deutlich, dass die Verfasser einen langen, steinigen Weg hinter sich haben. Anders ausgedrückt: Hinter verschlossenen Türen wurde eifrig gestritten und stundenlang über lokale Details und Weltgeschichte diskutiert. Mehr als einmal schien es, als könnte die unendliche Entstehungsgeschichte des Töginger Stadtbuchs selbst ein Fall für Heimatforscher werden. Doch dann haben sich Josef Steinbichler, Stefan Grünfelder, Josef Wieninger und Rupert Ludwig Joachimbauer doch noch zusammengerauft und mit Unterstützung des SZ-Autors und Historikers Dr. Rudolf Neumaier ein 180-Seiten-Werk in Druck gegeben. Der Titel: „Töging am Inn – Heimat im Wandel“.
Passend dazu widmete sich Festredner Dr. Rudolf Neumaier bei der Buchpräsentation der Frage: „Wann ist ein Töginger ein Töginger?“ Oder: „Was macht Töging oder den Töginger aus?“ Seit zehn Jahren lebt der Feuilleton-Redakteur mit seiner Familie am Inn. In dieser Zeit habe er die Bereitschaft der Töginger, sich auf Neuankömmlinge einzulassen, vielfach erlebt. Als Beispiele nannte er den Springer-Wirt als „größte Integrationsfabrik Tögings“ und Imram aus Pakistan, der zwar noch nicht so lange in Töging lebe, „aber immerhin schon einmal den Maibaum abgebaut hat“. Fazit: Töging könne stolz sein auf sein Gemeinwesen und seine Integrationsleistung.
Den Populisten, die von Entfremdung sprechen, rief Neumaier zu: „Schaut auf diese Stadt. Sie ist immer noch durch und durch bayerisch, auch wenn sie in den letzten hundert Jahren von unfassbar vielen Neuankömmlingen aus sehr weit entfernten Gegenden mit verschiedenen Sprachen und Sitten bevölkert wurden!“
Der Buchtitel „Heimat im Wandel bringe es auf den Punkt. Es gebe sehr wenige Städte in Bayern, die auf einen solchen Wandel innerhalb von gerade einmal hundert Jahren verweisen können. „Töging ist anders“, sagte Neumaier. „Es ist nicht besser oder innovativer, es ist nicht schneller oder herzlicher als andere Städte. Aber wenn man auf die Geschichte blickt, die dieses Stadtbuch übermittelt, dann ist Töging schon ziemlich besonders.“
Viel mehr als ein Wikipedia-Eintrag
Wer auch immer sich künftig mit Töging beschäftige: „Das Heimatbuch wird eine hervorragende Grundlage sein. Es ist wesentlich mehr als ein 180 Seiten langer Wikipedia-Eintrag, denn es stellt ganz andere Fragen als jemals in das Schema eines Online-Lexikons passen würden.“
Zum Beispiel die Frage, wie die Töginger eigentlich sprechen: „Auf Muidoaf fahr ma aufe, auf Äding fahr ma owe.“ Oder warum Töging zwar zum Landkreis Altötting gehört, aber eine Mühldorfer Vorwahl besitzt? Oder wie viele Schulen es in Töging eigentlich gibt? Antworten gibt es im neuen Stadtbuch, das es für 20 Euro in der Stadtkasse im Rathaus und in der Stadtbücherei zu kaufen gibt.
Per E-Mail kann das Buch bei josef-wieninger@t-online.de und stefan.gruenfelder@arcor.de bestellt werden.