Schockierende Gewalt

von Redaktion

Polizei über Zunahme von Aggression rund ums Volksfest beunruhigt

Mühldorf – Es ist die Zahl der Auseinandersetzungen und ihre Heftigkeit, die Polizeichef Dieter Hausberger umtreibt: Die Gewalt rund ums Mühldorfer Volksfest hat deutlich zugenommen. Noch im vergangenen Jahr sagte der stellvertretende Polizeichef Roland Kauer: „Große Auseinandersetzungen sind ausgeblieben, wir sind mit dem Verlauf sehr zufrieden.“

In diesem Jahr ermitteln die Beamten bereits in mehreren Fällen wegen Angriffen auf Polizisten und Sicherheitspersonal, wegen Bedrohung mit einem Messer, mehreren Schlägereien, schwerer Körperverletzung und sogar wegen eines versuchten Tötungsdelikts.

Für Hausberger der bislang negative Höhepunkt der Gewalttaten ist der brutale Angriff auf einen 38-jährigen Emmertinger durch eine Gruppe junger Männer am Samstagabend vor dem Burger King. Nachdem ihn einer aus der Gruppe niedergeschlagen hatte, traten drei Männer auf den Bewusstlosen ein. Der Haupttäter soll ein südländischer Typ sein, etwa 1,80 Meter groß, er trug einen Bart, ein weißes Oberteil, eine blaue Jeans und schwarze Schuhe.

Natürlich, wiederholt auch Hausberger gebetsmühlenartig: Die weitaus meisten der voraussichtlich weit über 100000 Besucher sind friedlich. Sie kommen, um ausgelassen zu feiern und sich zu vergnügen. Sie werden geschützt von einem laut Hausberger sehr guten Sicherheitskonzept, das die Stadt zusammen mit Polizei und den Sicherheitsdiensten entwickelt hat.

Dann kommt das „Aber“. Und für das hat Hausberger einen Begriff: „Unschöner Aktionstourismus.“ Täter wie die jungen Männer, die den Emmertinger vor dem Burger King niederschlugen, kommen laut Hausberger zum Volksfest nicht, um zu feiern. „Das sind Täter, die nur zur körperlichen Auseinandersetzung kommen.“ Der Ablauf dieser Auseinandersetzung sei immer ähnlich, sagt der Leiter der Inspektion Mühldorf. Eine Gruppe meist junger Männer blödelt rum, rempelt Vorbeigehende an, wertet das als Provokation und schlägt zu.

Ein Phänomen, das es nicht nur bei einem Volksfest gebe, sondern bei allen großen Veranstaltungen, vor allem, wenn viel Alkohol im Spiel sei. Heranwachsende, die Grenzen überschreiten wollen, die Gruppendynamik und der Alkohol sind für Hausberger das „Konglomerat“, das zur Gewalt führt.

Alkoholbedingte Gewalt macht heuer auch Sicherheitsdienstmitarbeitern und Polizisten zu Opfern. So griff ein betrunkenes Paar drei Beamte in der Wiesnwache an, der Mann nahm einen Polizisten in den Schwitzkasten, die Frau biss und trat um sich. Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes wurden bereits in zwei Fällen verletzt.

Die Wiesn im

Knast verbringen

Gewalttätern will die Polizei zusammen mit der Stadt heuer konsequenter zu Leibe rücken: „Wir zeigen gemeinsam Kante“, sagt Hausberger. Das bestätigt Bürgermeisterin Marianne Zollner: Die Polizei habe bereits im Umfeld des Festes und der Nähe zum Volksfestplatz potenziell aggressive Gruppen identifiziert und vertrieben. „Wir hoffen, dass wir die schlimmsten erwischt haben und sie nicht wiederkommen.“

Neben Platzverweisen haben die Beamten laut Hausberger schon mehrere sogenannte Betretungsverbote verhängt. Sechs Volksfestbesucher sind bisher davon betroffen, die Verbote währen bis zu fünf Jahren. Wer dagegen verstößt, landet unter Umständen im Knast: „Das kann heißen: Gewahrsam bis zum Ende der Veranstaltung.“ Vor den letzten Tagen hat die Polizei personell aufgerüstet und ist noch stärker präsent als bisher. Denn: „Das tritt zum ersten Mal in dieser Häufigkeit auf, dem gehen wir entschieden entgegen.“

Großen Bogen

darum herum machen

Trotz der Vorfälle bleibt Zollner dabei: „Wir haben alles getan, um das Fest sicher zu machen.“ Polizeichef Hausberger betont: „Es muss niemand Angst haben, aufs Mühldorfer Volksfest zu gehen.“

Jedem, der auf eine aggressive Gruppe oder Einzelne trifft, rät er, einen Bogen darum herum zu machen: „Einfach weiter gehen, ist die bessere Wahl.“ Hausberger weiß, dass das nicht immer leicht fällt, trotzdem sei es klüger, Provokationen zu schlucken und bei wirklicher Bedrohung die 110 zu wählen und die Polizei zu rufen. „Die Einsatzzentrale ist für solche Fragen sensibilisiert.“

Halbzeitbilanz: Sehr viele Besucher

Zur Halbzeit des Mühldorfer Volksfestes hat Bürgermeisterin Marianne Zollner eine begeisterte Bilanz gezogen. „Es sind so viele Leute wie noch nie gekommen“, schwärmt sie von den ersten Volksfesttagen. „Unser Konzept mit den Neuerungen und der Rückkehr zur Regionalität geht auf. Die Arbeit hat sich gelohnt.“ Sie freut auch, dass das Angebot in den drei großen Zelten genauso angenommen wird, wie in den beiden kleineren Stadln. „Wir haben aber nicht vor es auszuweiten“, betonte sie. Niemand solle einen anderen verdrängen, jeder sein Geschäft machen: „Es darf alles gut laufen.“ Besonders der Seniorentag und der Tag des Landkreises sei sehr gut gelaufen. Sie berichtet von Gesprächen mit auswärtigen Bürgermeistern, die sich ausdrücklich nach dem Mühldorfer Konzept erkundigt hätten.

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