Mühldorf – Der Duft deftiger Fleisch- und Fischsemmeln verteilt sich zwischen den Buden des Mühldorfer Volksfests, in den Zelten riecht es nach Hendln. Da kann einem das Wasser im Mund zusammenlaufen – wenn man nicht Christiane Müller ist. Die 18-jährige Einzelhandelskauffrau aus Mettenheim ist seit einem Jahr Vegetarierin.
Zur Not gibt’s
Pommes Frites
Bis dahin war sie es gewohnt, Fleisch zu essen. „Meine Mutter kochte meistens dreimal in der Woche Fleischgerichte. Ich habe das gegessen, weil es selbstverständlich war.“ Als sie durch Zufall auf eine Dokumentation stieß, die Tiere beim Schlachten zeigt, hat sie sich intensiver mit dem Thema befasst. „Ich wollte wissen, wie das abläuft und erfahren, was hinter den Kulissen abgeht.“ Da ihr das Schicksal von Tieren immer nahe ging und sie etwas für die Umwelt tun wollte, stand für die junge Frau fest: „Ich möchte Vegetarierin werden.“ Wenn sie nun mit Freunden oder der Familie auf das Volksfest geht, macht sie sich dennoch keine Gedanken um das Essen. „Ich weiß, dass ich, auch wenn ich kein Fleisch esse, überall etwas bekomme“. Zur Not Pommes Frites.
Auch in den drei großen Festzelten auf dem Volksfest werden vegetarische Speisen angeboten. Insgesamt zehn Gerichte: von Rahmschwammerl über Käsespätzle bis zum Erdäpfelkäse stehen verschiedene Gerichte zur Auswahl. Die 18-Jährige findet das super: „In typisch bayerischen Wirtshäusern ist es noch so, dass es meistens nur zwei oder drei Gerichte gibt. Das finde ich zu wenig, die Geschmäcker sind ja verschieden und nicht jeder mag Käsespätzle. Es ist schön, dass die Wirte auf dem Volksfest darauf schauen, dass genügend Auswahl da ist.“
Christiane Müller trifft die Tochter des Spatenfestwirtes, Kathrin Werner. Aus Erfahrung weiß die Festwirtstochter, dass der Klassiker Hendl sind. Sie weiß aber auch, dass die Nachfrage nach fleischlosem Essen steigt. Auf ihrer Speisekarte finden sich deshalb auch vier vegetarische Gerichte, darunter ein veganes. Man spüre einen Trend, mit dem man mitgehen müsse, sagt sie. Angefangen haben die Werners mit zwei fleischlosen Gerichten, schnell wurde aufgestockt. Christiane Müller sagt, dass mehr Leute bewusst über ihre Ernährung nachdenken: „Vielleicht noch nicht so stark in Bayern, aber definitiv in größeren Städten.“ Diese Entwicklung sieht auch Holger Nagl, Festwirt im Hammerzelt. Renner auch dort: die Gickerl. „Die machen 95 Prozent des Umsatzes aus. Aber unter den fleischlosen Speisen gehen Käsespätzle sehr gut.“ Für ihn stehen Qualität und vor allem Nachhaltigkeit im Vordergrund. „Das sage ich, der wahnsinnig gerne Fleisch ist.“
Im Unertl-Zelt konzentriert sich Koch und Metzgermeister Max Lang nicht bewusst auf Vegetarier. „Wir haben eine breit gefächerte Karte, da ist für jeden was dabei.“ Die Rahmschwammerl stünden traditionell auf der Speisekarte und kämen super an. Und auf noch eins müsse er eingestellt sein: Speisen vegetarisch, laktosefrei oder vegan anbieten zu können.
Vegetarierin Christiane Müller ist jedenfalls angetan vom fleischlosen Angebot auf dem Volksfest.