Ein Königsschwager hinter Gittern

von Redaktion

Als sich um 8.30 Uhr die Eingangspforte des Brieva-Gefängnisses von Avila hinter Iñaki Urdangarín schloss, dürfte man aufgeatmet haben am spanischen Königshof. Denn der einstige Herzog von Palma, das frühere Handball-Idol, verschwand am Montag für fünf Jahre und zehn Monate hinter Gittern, verurteilt wegen diverser Steuer- und Betrugsdelikte.

Und damit vorerst auch aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit, die über Jahre hinweg die Ermittlungen gegen den Schwager von König Felipe VI. überwiegend verfolgt hatte. Durch die Heirat mit Felipes Schwester Cristina de Borbon in den Adel aufgerückt, verstrickte sich der 50-Jährige ungeachtet seines monetären Reichtums in dubiose finanzielle Transaktionen – in Millionenhöhe.

Nun muss Urdangarin, zwischen 1991 und 2000 zwölfmaliger Europapokalsieger mit dem FC Barcelona, seine Haftstrafe in einem zuletzt ungenutzten Seitentrakt eines Frauengefängnisses absitzen. Vorhaltungen, der 170-malige Nationalspieler genieße damit die Privilegien eines „Luxusknastes“, wies ein Sprecher der Justizbehörde zurück: „Diese Entscheidung wurde nur aus Gründen der Sicherheit getroffen.“ Vielleicht tatsächlich nicht ganz unberechtigt, denn viele seiner Landsleute werfen Urdangarin dezidiert vor, durch seine Tricksereien und Mauscheleien auch dem Ansehen des Königshauses massiv geschadet zu haben. König Juan Carlos dankte nicht zuletzt auch wegen des Skandals 2014 vorzeitig ab.

Dennoch: Das neue Leben Urdangarins wird kaum etwas mit seinem Jetset-Lifestyle in der Vergangenheit zu tun haben. Nach dem Rauswurf aus dem Königspalast lebte er mit seiner Frau und den vier Kindern in der Nähe von Genf. Jetzt sind zwei Besuche pro Woche zwar erlaubt, auf einen ersten Freigang aber wird Urdangarin mindestens 18 Monate warten müssen.

Schon die Anklage eines Mitglieds des Königshauses war beispiellos in der mehr als 500 Jahre zurückreichenden Geschichte der Monarchie. Bis zuletzt hatte der dreimalige Olympiateilnehmer auf eine Begnadigung durch das Verfassungsgericht gehofft – vergeblich.  sid

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