Geht nicht, gibt’s nicht, ist der beste Spruch, der auf den kreativen Lockenkopf mit untrüglichem Gespür für den Massengeschmack passt. Und so setze André Rieu vor 14 Jahren die Idee durch, seine Heimatstadt in einen gigantischen Open-Air- Festsaal zu verwandeln. Kolumnistin Maria Zsolnay, die Rieu mehrfach in Maastricht besuchte, erzählte er die Hintergründe:
-Ihre Open-Air-Konzerte hier auf dem Vrijthof sind mitreißende Inszenierungen, Spektaktel, die weltweit übertragen werden. Was ist das für Sie für ein Gefühl, das in Ihrer Heimatstadt aufführen zu dürfen?
Das ist mit nichts zu vergleichen. Open-Air hat immer eine besondere, einzigartige Atmosphäre. Ich muss natürlich dafür sorgen, dass 13 000 Zuschauer aus 80 Ländern jeden Abend mit mir mitgehen. Es entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das ist wunderbar. Ich lasse das Publikum auch singen, und die kennen alle Melodien!
-Schon beim Reden blühen Sie förmlich auf, das macht Sie sichtlich stolz…
Na klar macht mich das stolz. Immerhin besetze ich den Platz einen Monat (lacht). Ich will der Welt Maastricht zeigen, mein Maastricht.
-So einfach hat es Ihnen Ihre Heimatstadt aber am Anfang nicht gemacht…
Vor 14 Jahren hatte ich die Idee, und ich habe sie durchgesetzt. Denn: Die Cafés hier am Rand des Platzes haben zuerst große Schwierigkeiten gemacht, die drohten mir, wir sehen uns vor Gericht wieder. Die Besitzer dachten, ich will hier einen Zaun errichten, alles abriegeln. Und dass sie dann nichts mehr verkaufen.
-Und wie haben Sie sie überzeugt?
Ich habe eine Bedingung gestellt: Ihr dürft während des Konzerts nicht bedienen, aber ihr dürft alle Einnahmen der Menüs und Eintrittskarten für das Restaurant behalten.
-Und was ist passiert?
Ha, die haben sich dumm und dämlich verdient! Manche haben den ganzen Wein-Umsatz von einem Jahr an diesem Wochenende gemacht. Nach dem ersten Konzert stand mein ganzes Haus voller Blumensträuße, als Dankeschön. Seither freuen sie sich natürlich jedes Jahr darauf.
-In diesem Jahr planen Sie zehn Konzerte – da reiben sich die Cafébesitzer die Hände.
Die verkaufen 250 Gedecke pro Konzert. Meine Fans sitzen schon um fünf Uhr nachmittags da und trinken ein Gläschen, sie genießen die Atmosphäre. Und ich freue mich über die schönen Bilder.
-Ihnen brandet bei solchen Konzerten so viel Gefühl, Verehrung und ja, fast Liebe entgegen. Hebt man da nicht ab?
Nein, nein überhaupt nicht (schüttelt energisch den Kopf). Ich bin immer ich selbst. Ich verstehe die Künstler nicht, die den Weg verlassen oder ihre Macht missbrauchen, so wie es jetzt immer wieder aus den USA zu lesen war. Ich bleibe ich.
-Hat Ihnen Ihr Publikum den Auftritt von David Hasselhoff im letzten Jahr nicht übel genommen?
Nein, nein überhaupt nicht, die Stimmung auf dem Platz war super. Warum? Hat er in Deutschland keinen guten Ruf?
-Na ja, man bringt ihn musikalisch nicht unbedingt mit Ihnen in Verbindung.
Es gibt ein Zitat von Max Frisch Du sollst Dir kein Bildnis machen. Keine Vorurteile haben, offen sein. Das finde ich gut. Ich versuche, jedes Jahr einen Stargast zu finden. Gerne hätte ich für nächstes Jahr Tom Jones, aber er hat selber zu viel zu tun. Schauen wir mal.
-Ihr neues Album heißt „Amore“. Aber italienische Knaller sind keine drauf…
Ich wollte es eigentlich „Parlez-moi d‘amour“ nennen, nach einem meiner Lieblingsstücke. Doch die Plattenfirma sagte, ein französischer Titel sei zu schwierig für Deutschland, und die in England wollten es auch nicht. Amore dagegen geht immer. Das Leben ist doch Liebe, so ist es doch, oder? Wir sollten einander lieben. Ich meine das wirklich.
-Gibt es auf dem Liebesalbum einen Song, der Sie besonders mit Ihrer Frau Marjorie verbindet?
Alle! Wir machen auch alles zusammen, das Konzert-Programm, die CD.
-War sie Ihre erste Liebe?
Neeein. Das war eine Klosterschwester aus der Schule, da war ich fünf. Später dann war es ein blondes Mädchen aus meiner Schule. Heute morgen – Marjorie und ich haben unsere Enkel abgeholt – habe ich sie zufällig wiedergesehen. Sie hat sich total verändert und wäre nicht mehr mein Typ.
-Wo möchten Sie noch spielen?
Auf dem Mond (lacht). Im Ernst, ich wollte immer dieses Leben, und ich lebe meinen Traum. Maria Zolnay