GLÜCKSFITNESS – DAS SCHÖNSTE GEFÜHL IM BESTEN ALTER

Optimismus kann man lernen!

von Redaktion

„Mach es wie die Sonnenuhr / zähl’ die heiteren Stunden nur“ – kennen Sie diesen alten Schlager noch? Ganz unabhängig von Ihrem jeweiligen Musikgeschmack müssten Glücksforscher bei diesem Text heftig mit dem Kopf nicken. Unter anderem der Neurowissenschaftler Rick Hanson. In seinem (sehr empfehlenswerten!) Buch „Denken wie ein Buddha“ erklärt er anschaulich, wie unser Gehirn mit neuen Erfahrungen umgeht.

Das Schlüsselelement hierbei ist eine Eigenschaft unseres Gehirns, die man Neuroplastizität nennt. Klingt kompliziert, bedeutet aber nur, dass unser Gehirn sich über unsere ganze Lebenszeit hinweg ständig verändert – abhängig davon, wie wir es benutzen. Das ist die Grundlage allen Lernens: Je öfter wir uns mit derselben Sache beschäftigen, desto besser beherrschen wir sie, denn desto komplexer und stärker werden die ihr zugehörigen Gehirnstrukturen. Irgendwann sprechen wir dann fließend Italienisch, wo wir am Anfang nur mühsam herumstottern konnten.

Hansons Forschungserkenntnisse können wir uns beim Thema Glück zunutze machen. Und hier brauchen die meisten von uns ziemlich viel Training! Denn aus Sicht der Evolution sind wir gar nicht darauf programmiert, in erster Linie glücklich zu sein. In den Anfängen der Menschheitsgeschichte überlebten nämlich eher die Pessimisten: Wer negative Erfahrungen besonders intensiv wahrnahm und ständig mit dem Schlimmsten rechnete, ging natürlich deutlich vorsichtiger durchs Leben und konnte seine Gene deshalb eher weitergeben. Hanson spricht deshalb vom „Klett-Prinzip“: Negative Erfahrungen setzen sich bis heute schnell und nachhaltig in unserem Gehirn fest – wie Kletten. Positive Erfahrungen dagegen (schön, aber nicht überlebenswichtig) folgen eher dem „Teflon-Prinzip“: Sie perlen am Gehirn quasi ab. Heute machen diese Mechanismen den meisten von uns das Leben schwer – wir sind durch sie oft zu sehr auf das Negative fokussiert.

Zeit für ein Optimismus-Training also! Dank der Plastizität Ihres Gehirns können Sie nämlich ganz gezielt lernen, die Welt und das Leben positiver wahrzunehmen (und sich dadurch glücklicher zu fühlen).

Eine in der Depressionstherapie gut erprobte und als äußerst wirksam belegte Methode dafür ist das sogenannte Glückstagebuch, das ich Ihnen heute ans Herz legen möchte. Es ist dazu da, Ihre Aufmerksamkeit bewusst, regelmäßig und intensiv auf die schönen Aspekte Ihres Alltags zu lenken – und Ihr Gehirn so quasi zu „zwingen“, diese positiven Erfahrungen nachhaltig abzuspeichern, wie es das mit den negativen („dank“ des Klett-Prinzips) ohnehin schon tut. Kaufen Sie sich also ein kleines, gebundenes Notizbuch. Und notieren Sie darin jeden Abend ab sofort – von Hand, bitte, nicht getippt – mindestens drei (gerne mehr!) schöne oder lustige Dinge, für die Sie an diesem Tag dankbar sein konnten: eine nette Begegnung an der Supermarktkasse oder die Erkenntnis, dass der Wetterfrosch gestern falsch lag und Sie heute Morgen unerwartet von strahlendem Sonnenschein begrüßt wurden, reichen schon völlig! Schreiben Sie in dieses Büchlein bitte sonst nichts anderes hinein – nicht so wie bei einem „normalen“ Tagebuch, in dem man Positives und Negatives ja gleichermaßen festhält.

Wie bei jedem Training (das kennen Sie vom Sport) dauert es ein bisschen, bis sich der Effekt zeigt. Probieren Sie es mal einen Monat lang aus – Sie werden staunen, wie sich Ihre Wahrnehmung verändert!

VON FELICITAS HEYNE

Die renommierte Diplom-Psychologin und Buchautorin schreibt, warum es so wichtig ist, seine Gedanken auf positive Erlebnisse zu richten. Was dabei hilft? Ein kleines, gebundenes Notizbuch, in das Sie jeden Abend von Hand die drei schönsten Erfahrungen des Tages notieren.

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