Weil sich die Temperatur dank vernetzter Heizkörper-Thermostate von selbst – „intelligent“ – regelt, versprechen Hersteller wie die Münchner Firma Tado Heizkosteneinsparungen von bis zu 31 Prozent. Ob das wirklich so gut funktioniert wie in der Werbung, hat nun das Technikmagazin c’t getestet – und kommt zu einem gemischten Fazit.
Die Testobjekte
Ramsch aus dem Baumarkt, der sich nur direkt am Thermostat selbst programmieren lässt, hat die „c’t“ gar nicht erst getestet. Mindestvoraussetzung war eine App- oder Browseranbindung – mit der sich die Heizung beispielsweise von selbst in den Sparmodus schaltet, sobald niemand mehr zuhause ist. Getestet wurden smarte Thermostate von AVM, Devolo, Netatmo, Tado und eQ-3.
Zum erweiterten Pflichtenheft zählten eine Anwesenheitserkennung, die Steuerung per Sprachassistent und die Integration ins Smart Home. Dann erkennt der Thermostat beispielsweise, wenn ein Fenstersensor „gekippt“ meldet, und heizt nicht weiter.
Der Einbau
Er funktioniert bei allen Kandidaten tatsächlich so einfach wie versprochen. Eine Zange genügt zur Montage, bei der nur der Schraubring gelöst und dann die Thermostate ausgetauscht werden. Das Ventil des Heizkörpers, auf den der Elektromotor des Thermostats einwirkt, bleibt dabei erhalten. So ist auch kein Wasserschaden zu befürchten. Als Zeitaufwand veranschlagen die Tester keine zwei Minuten pro Heizkörper, die Heizung muss dazu nicht einmal abgeschaltet werden – „ein Kinderspiel“.
Die Gewinde sind entweder genormt, oder es liegen Adapter bei. Auch die Einbindung ins heimische WLAN-Netz ist so einfach gestaltet, dass in aller Regel auch Laien damit zurechtkommen. Meist genügt ein Tastendruck oder das Abfotografieren eines QR-Codes.
Die Funktionen
Mit den smarten Thermostaten lässt sich die Temperatur für jedes Zimmer und für jede Tages- oder Nachtzeit exakt festlegen. In der Früh ist das Bad dann beispielsweise wohlig warm, nach dem Duschen wird die Temperatur aber automatisch wieder gesenkt. Einige Modelle erkennen, ob noch Bewohner zuhause sind oder schalten die Heizung wieder hoch, sobald das Smartphone-GPS an den Thermostat meldet, dass die Nutzer auf dem Heimweg sind.
Die Einsparungen
Für Komfort sorgen die smarten Thermostate auf jeden Fall. Ob sie auch zu Einsparungen führen, hängt stark davon ab, wie groß das Heim ist, wie gut es gedämmt ist und wie viele Personen darin leben. In einem Niedrigenergiehaus, in dem die Heizkörper auch im Winter allenfalls lauwarm sind, bringen die Thermostate kaum Einsparungen – und können sogar für unangenehm kühle Temperaturen sorgen. Wenn Bewohner diszipliniert die Temperatur nach unten drehen, wenn sie das Haus verlassen oder ein Zimmer längere Zeit nicht nutzen, können die Einsparungen genauso hoch sein wie mit einem smarten Thermostat. Auch bei einer Fußbodenheizung ist dieses Zubehör nicht zu empfehlen. Denn Fußbodenheizungen reagieren sehr träge. Und ein häufiges radikales Erhöhen und Absenken der Temperatur kann sogar kontraproduktiv sein. Das Sparpotenzial von bis zu 31 Prozent, mit dem beispielsweise Tado wirbt, lässt sich allenfalls unter optimalen Bedingungen bei zuvor sehr hohen Heizkosten erreichen. Aber auch Einsparungen um die 10 oder 15 Prozent können bei den heutigen Energiepreisen dafür sorgen, dass sich smarte Thermostate relativ schnell amortisieren – vom positiven Umweltbeitrag ganz zu schweigen.
Die Testurteile
Der Thermostat AVM Fritz! DECT301 (45 Euro) funktioniert besonders komfortabel, wenn bereits ein Fritzbox-Router im Haus ist – der dann nämlich als Steuerzentrale für die Thermostate dient. Das Devolo Home Control (40 Euro) hat seine Stärken bei der Einbindung ins Smart Home. Das eQ-3 Homematic IP (50 Euro) lässt sich besonders leicht bedienen. Beim Netatmo Thermostat (70 Euro) funktioniert die Steuerung dagegen eher unbequem. Dafür arbeitet es – neben dem Tado – am leisesten. Das ist nachts wichtig, wenn die Geräusche des kleinen Elektromotors im Schlaf- oder im Kinderzimmer durchaus stören können. Das Tado V3+ aus München (80 Euro) überzeugt bei Technik und Design, verärgert Nutzer aber mit einem Monatsabo von 2,99 Euro, um alle Funktionen verwenden zu können. Die Gebühr ist beispielsweise fällig, wenn die Tado-Thermostate die Temperatur anhand der GPS-Ortungsdaten der Bewohner regeln sollen.
Wichtig: Beim ersten smarten Thermostat im Haushalt ist meist eine Basisstation erforderlich, die extra oder in einem Starter Kit angeboten wird. Dadurch steigen die Kosten für die Erstanschaffung.