MEDIZINKOLUMNE

Wie Adventsstress dem Herzen schadet

von Redaktion

Sie soll eine Zeit der Besinnlichkeit sein. Und doch ist die stade Zeit meist genau das Gegenteil: Verzweifelte Parkplatzsuche, Geschenke in überfüllten Kaufhäusern einkaufen – und dann noch schnell zur nächsten Weihnachtsfeier hetzen. Ach ja, und das eigene Heim in Weihnachtsstimmung versetzen. Alle Jahre wieder: der Adventsstress.

Von Besinnlichkeit und Ruhe ist in der Adventszeit trotz Tannengrün, Kerzenlicht und Weihnachtsmusik wenig zu spüren. Für viele von uns bedeutet die Vorweihnachtszeit Stress pur. Und genau der schadet unserer Gesundheit und besonders dem Herzen.

Das Fest der Liebe ist leider zum Fest der Anforderungen geworden. Erleiden an normalen Tagen rund 20 Personen in Deutschland einen Herzinfarkt, so sind es in den Adventstagen mehr als 40!

Grundsätzlich ist Stress natürlich nichts Besonderes – und eine normale Reaktion des Körpers. Stress ist notwendig, um auf drohende Gefahren oder Angriffe blitzschnell reagieren zu können. Unser Organismus schüttet Stresshormone aus, die den Herzschlag beschleunigen, den Blutdruck erhöhen und die Atmung anregen. Sind die „Gefahren oder Stressfaktoren“ vorbei, dann sollten sich Herzschlag und Blutdruck schnell normalisieren, damit Stress eben nicht krank macht.

Nach der Anspannung sollte unbedingt eine Entspannung oder Ruhephase folgen, um dem Körper die Möglichkeit der Regeneration zu ermöglichen. Und diese Phase sollte doch die „stade Zeit“ sein, eine Phase, in der wir durch Ruhe Kraft und Energie schöpfen können. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Wer gesundheitlich durch Bluthochdruck oder Atherosklerose vorbelastet ist, für den kann die heilige Zeit Lebensgefahr bedeuten.

Denn gerade zum Jahresende laufen wir auf Hochtouren. Und was macht die Natur? Genau das Gegenteil: Die Bäume werfen ihre Blätter ab, sie ruhen und bereiten sich auf das nächste Jahr vor. Tiere ziehen sich zurück, halten Winterschlaf und tanken Kraft. Die Seen sind zugefroren, hohe Wellen gibt es nicht mehr. Winterstarre, wohin man schaut.

Ruhe kehrt ein, bei Pflanzen und Tieren. Vieles läuft auf Sparflamme. Nur ein bisschen von diesem Innehalten würde uns guttun! Zeit für Familie, für liebe Menschen, Zeit, um sich zu besinnen, Zeit, um sich auf das Weihnachtsgeschehen vorzubereiten. Wie können wir das erreichen?

Mit zweit Dingen: Zeitmanagement und Entschleunigung. Mit Zeitmanagement sollte man versuchen, die Zeit effektiver zu nutzen. Entschleunigung besagt, dass wir aktiv Tempo aus unserem Leben nehmen. Und dafür müssen wir in erster Linie an unserer Einstellung arbeiten: nicht immer erreichbar sein und es nicht immer allen recht machen wollen. Vielleicht findet die eine oder andere Weihnachtsfeier auch einmal ohne uns statt.

Wir sollten uns ein Beispiel an der Natur nehmen und diese stade Zeit nutzen, um auszuspannen, zu uns selbst zu finden – und Kraft zu tanken für das, was kommt.

Von Dr. Barbara Richartz

Priv. Doz. Dr. med. habil. Barbara Richartz, Niedergelassene Kardiologin in München- Bogenhausen, erklärt, warum es jetzt besonders wichtig ist, zu uns selbst zu finden.

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