Wer anfängt zu studieren, hat sein Berufsleben meist noch vor sich. Doch die Hörsäle stehen auch älteren Menschen offen – und deren Interesse ist groß! Viele Unis bieten sogar ein speziell auf Senioren zugeschnittenes Programm an.
Denn: Studieren im Alter ist längst keine Seltenheit mehr. „Die Tendenz ist eindeutig steigend“, sagt auch Bernd Werner Schmitt vom Akademischen Verein der Senioren in Deutschland (AVDS). Neben Angeboten von Volkshochschulen oder freien Trägern gibt es auch an den Universitäten verschiedene Möglichkeiten, die oft sogar günstiger sind. Einen Überblick gibt der regelmäßig erscheinende Studienführer des AVDS. Etwa 55 000 Senioren zählt der Verein aktuell an deutschen Universitäten.
Der Weg in den Hörsaal oder Seminarraum ist relativ einfach: Meist benötigt man kein Abitur, eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Bewerben kann man sich in der Regel auf das gesamte Angebot der Uni, lediglich manche „NC“-Fächer, also Fächer, die zulassungsbeschränkt sind, wie Psychologie, sind für Gasthörer ausgeschlossen. „Die gewünschten Veranstaltungen müssen mittels eines Gasthörerantrages bei den Fakultäten beantragt und auf freie Kapazitäten geprüft werden“, heißt es. Die Gasthörerschaft beschränkt sich allerdings auf einzelne Veranstaltungen, einen Abschluss können Senioren so nicht machen. Die Kosten schwanken von Universität zu Universität – und können je nach Anzahl der besuchten Kurse zwischen 40 und 300 Euro liegen.
Daneben gibt es auch die Möglichkeit, sich ganz regulär für einen Studiengang zu immatrikulieren. Eine Altersgrenze gibt es auch dafür normalerweise nicht, nur die „NC“-Fächer sind hier wieder eine Ausnahme. Die Regularien unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland, manche Universitäten erheben für Studierende ab einem bestimmten Alter auch Gebühren. Wer sich unter den Mittzwanzigern im Hörsaal nicht wohlfühlt, findet vor allem an den großen Universitäten auch Angebote speziell für Senioren. Sie kosten ähnlich viel wie ein Gasthörerstudium.
Warum es so viele ältere Menschen noch an die Unis treibt? Viele haben den Drang, etwas nachzuholen, sagt Schmitt vom AVDS: „Die hätten in den 1950er- oder 1960er-Jahren gerne studiert, damals waren aber die Verhältnisse nicht so.“ Ähnlich argumentiert Friederike Wittmann, 74, die sich für die Ludwig-Maximilians-Universität in München entschieden hatte: Drei Jahre lang besuchte sie einmal pro Woche jeweils drei Kurse. Neben Geschichte standen Literatur, Architektur und Psychologie auf dem Stundenplan. Kostenpunkt: knapp 300 Euro pro Semester. Heute sagt sie: „Wenn es finanziell früher möglich gewesen wäre, hätte ich es gern gemacht!“