Haben auch Sie sich schon einmal gefragt, ob Sie Gefahr laufen, ein Burn-out zu erleiden? Leben wir nicht in einer Zeit der Reizüberflutung: Immer mehr Informationen in immer kürzeren Zeiteinheiten, steigende Arbeitsanforderungen, an immer älter werdende Menschen, die dem Leistungsdruck kaum noch standhalten können?
Aus unserer Disziplingesellschaft ist eine Leistungsgesellschaft geworden, in der wir uns selbst, Freunde und die Familie „managen“ – und zu mehr Leistung motivieren. Der Besuch im Fitnessstudio dient nicht der Entspannung, sondern der körperlichen und mentalen Leistungssteigerung. Im Urlaub werden Sehenswürdigkeiten und schöne Orte abgearbeitet. Wer in unserer Leistungsgesellschaft nicht mehr mithalten kann, wird als Verlierer abgestempelt: Geht nicht, gibt’s nicht!
Früher kam die gesundheitliche Gefahr von außen in Form von schweren Infektionskrankheiten oder Verletzungen, heute kommt sie hingegen von innen in Form psychischer Störungen, wie Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen und Hyperaktivität. Hyperaktivität und Dauerstress sind Vorboten des Burn-out-Syndroms – so lange, bis die übersteigerte Aktivität in der kompletten Passivität mündet.
Einem Burn-out-Syndrom geht nicht nur ein langer Leidensweg voraus, sondern es folgt auch eine lange Diagnostik, bis die Krankheit erkannt wird. Umso wichtiger wäre es, Anzeichen früh zu deuten – um auch möglichst früh eingreifen zu können. Einige Wissenschaftler konnten jetzt zeigen, dass möglicherweise eine einzige Speichelprobe genügt, um Gewissheit zu haben.
In Stresssituationen werden vermehrt Hormone wie Adrenalin und Cortisol produziert, der Blutdruck steigt – der Körper ist in Alarmbereitschaft. Bei unseren Vorfahren war das ein Überlebensvorteil, um in Gefahrensituationen alert zu sein – und um kämpfen oder auch schnell weglaufen zu können.
Ein Gesundheitsrisiko ist Stress allerdings dann, wenn er im Übermaß auftritt und die Anspannungsphasen nie durch entspannende Situationen entschärft werden. Bei Gesunden wird das Stresshormon Cortisol vor allem in den frühen Morgenstunden quasi als Aktivator ausgeschüttet. Es sinkt dann im Laufe des Tages und ist am späten Abend in der Regel nicht mehr nachweisbar. Bei Dauerstress werden deutlich überhöhte Cortisolspiegel produziert und diese fallen auch in den Abendstunden kaum ab. Die Tagesrhythmik kann sogar verloren gehen.
Die Wissenschaftler haben nun die Speichelproben von Patienten mit einem Burn-out-Syndrom mit denen von Gesunden verglichen. Die Burn-out-Patienten hatten insbesondere in den Abendstunden deutlich höhere Cortisolspiegel, weil sie auch abends nicht zur Ruhe kommen. Gegenüber den bisher üblichen und mehrfachen Blutuntersuchungen am Morgen ist die neue Methode nicht nur mit deutlich weniger Aufwand verbunden, sie liefert auch wesentlich genauere Ergebnisse.
Viele Betroffene können das bestätigen: Der Weg zur Diagnose „Burn-out“ ist schwierig und langwierig. Der neue Speicheltest könnte hier ein einfacher und früherer Baustein in der Diagnosefindung sein.
Priv. Doz. Dr. med. habil. Barbara Richartz, Niedergelassene Kardiologin in München- Bogenhausen, erklärt, warum ein Burn-out-Syndrom, also das Ausgebrannt-Sein, so schwer zu diagnostizieren ist – und warum ein neuer Speicheltest hier Abhilfe schaffen könnte.