Mein Küchengeheimnis

Berauscht von der Heimat

von Redaktion

von Stephanie Ebner

„Ich koche mit Bauchgefühl, dann schmeckt es am besten.“ Florian Wagner steht in seiner Küche, die er selbst entworfen hat, und schneidet zwei Saiblingfilets in Würfel. „Die Fische sind heute Morgen noch im Tegernsee geschwommen“, sagt er. „Regionaler und frischer geht’s nicht.“

Das Kochen hat er sich selbst beigebracht, die Motivation dazu war „schlicht Hunger“. Wagner liebt den „Freestyle“ in der Küche. Jedes Mal schmeckt’s ein bisschen anders. Auf dem Küchenbuffet steht gerade mal eine Handvoll Kochbücher. Eines davon von Bestseller-Autorin Rita Falk, mit der Florian Wagner seit Jahren gut befreundet ist.

Der 42-Jährige hat sich in Gmund seinen Traum verwirklicht: Sein Häuschen steht mitten im Wald auf einer Lichtung, fernab der Menschenmassen, die im Sommer an den nahen Tegernsee pilgern. Uschi Obermaier soll hier in den 1970er-Jahren mal eine Zeit gelebt haben.

„Hier bin ich zuhause“, sagt der Zwei-Meter-Mann. Er weiß auf die Minute genau, wann die Vögel an seinem selbst gebauten Futterscheit vor dem Küchenfenster einfliegen oder wann der Fischreiher an der Mangfall hinterm Haus anzutreffen ist.

Wagner ist trotz seiner TV-Erfolge mit „Heimatrauschen“ (die nächste Folge läuft übrigens heute Abend um 19.30 Uhr im Bayerischen Rundfunk), der Heimwerker-Sendung „Milberg und Wagner“ und „Mannsbild und Pfundskerl“ bodenständig geblieben. In seiner Heimatgemeinde schätzt man ihn, weil er immer für einen Ratsch zu haben ist oder weil er sich im Helferkreis engagiert.

Im Sommer liegt der Moderator abends am liebsten auf seiner selbst gebauten Liege im Garten und betrachtet den Sternenhimmel oder geht frühmorgens mit seinem Hund Öllisch an die Mangfall und badet in einer der Fluss-Gumpen. Er genießt Bayern von seiner schönsten Seite – „ich wäre ja schön blöd, wenn ich wegfahren würde“. Einen markigen Spruch hat der Moderator stets auf den Lippen. Später, beim Ceviche-Essen sagt er mit einem frechen Grinsen: „Da schmeckt man quasi die Rottacher Bucht im Abgang.“

Heimat, das ist für den gebürtigen Münchner auch seine Familie. Ihretwegen ist er vor Jahren nach dem tödlichen Motorradunfall seines Vaters aufs Land gezogen. „Es gibt nichts Schöneres, als mit lieben Menschen am Tisch zu sitzen, zu essen und zu ratschen.“

Er bekocht gerne seine Gäste. Für diesen heißen Sommertag hat sich der gelernte Schauspieler ein Ceviche vorgenommen. Wagner hat das Fischgericht auf einem Lateinamerika-Dreh für sich entdeckt („Ich habe mich damals drei Wochen davon ernährt“). Zurück in Bayern hat er es abgewandelt, statt Meerfisch gibt es Seefisch, die süße Sternfrucht hat er durch einen Apfel ersetzt. Lediglich die Zitronen sind nicht regional – „die wachsen hier halt einfach nicht“. Die Zitronensäure brauche man aber zum Marinieren des Fisches.

Moderator, Hobbykoch und Handwerker – das ist Florian Wagner. Von der Küche geht es direkt in seine Profi-Werkstatt. Früher, als das Geld knapp war, hat sich der gelernte Schauspieler die Möbel, die ihm gut gefallen haben, die er sich aber nicht leisten konnte, selbst gebaut. Heute baut er Möbel einfach, weil’s ihm Spaß macht. Wenn er nicht beim Drehen ist, ist der Bayer zwischen seinen zahlreichen Maschinen und Werkzeugen anzutreffen.

Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Wagner von „Basteln“ spricht, wenn es darum geht, Saltimbocca zuzubereiten. Den Salbei dazu holt er frisch im Garten – eine der wenigen KulturPflanzen, die sich auf Wagners Grundstück wohlfühlen. Er wuchert regelrecht und riecht beim Pflücken wunderbar aromatisch.

Zwar ist Saltimbocca ein italienischer Küchenklassiker – ein Hauch Bayern darf trotzdem nicht fehlen: Für die Sauce mehliert er das Kalbfleisch, „das gibt mit einer ordentlichen Portion Butterschmalz richtig Geschmack“. Genau das, was ein richtiges Mannsbild braucht.

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