Medizinkolumne

Wandern ist Herzenssache

von Redaktion

„Wandern ist eine Tätigkeit der Beine – und ein Zustand der Seele“: Besser hätte es der bayerische Schriftsteller Josef Hofmiller vor fast 100 Jahren nicht ausdrücken können. Wandern verschafft uns eine wunderbare Möglichkeit, Seele und Körper in Einklang zu bringen – und darüber hinaus auch noch viel Gutes für die eigene Gesundheit zu tun.

Im Vordergrund dieser positiven Wirkungen des Wanderns steht natürlich die Verbesserung der Herzgesundheit. Normalerweise nehmen das Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen und Radfahren für sich in Anspruch. Aber auch regelmäßiges Wandern bietet ganz besonders bei älteren oder herzkranken Menschen eine gute Alternative.

Denn beim Wandern kann nämlich die körperliche Aktivität so genau dosiert und, wenn erforderlich, gesteigert werden, dass kaum Gefahr für eine Überlastung des Herzens besteht. Daher ist es auch möglich, diese Belastung über Stunden durchzuführen.

Dabei entsteht ein gleichmäßiger und kontinuierlicher Blutfluss durch die Gefäße, der einen positiven Effekt auf die Gefäßinnenwand hat: Es kommt zur Erweiterung der Blutgefäße, der Blutdruck sowie die Herzfrequenz sinken. Das reduziert letztendlich das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall.

Dieser harmonische Blutfluss in den Gefäßen, wissenschaftlich als „laminarer Blutfluss“ bezeichnet, beugt zusätzlich der Gefäßverkalkung vor. Aber gilt das auch für das Wandern in den Bergen? Schließlich wird hier wegen der „dünneren“ Luft und der Anstrengung beim Bergauf-Gehen die Belastungsgrenze schneller erreicht.

Beginnen Sie nach einer längeren Pause wieder mit dem Wandersport, ist es nicht nur für ältere, sondern auch für herzkranke Menschen wichtig, sich vorher kardiologisch untersuchen zu lassen. Wesentliche Bestandteile dieser Untersuchung stellen eine Ultraschalluntersuchung des Herzens und ein Belastungs-EKG dar. Damit kann Ihre individuelle Leistungsschwelle diagnostiziert und Ihr optimaler „Wanderpuls“ bestimmt werden.

Dennoch gilt die einfache Faustregel: Solange man sich beim Wandern ohne Atemnot unterhalten kann, besteht kaum die Gefahr, dass man sein Herz überlastet. Wer allerdings beim Wandern Herzschmerzen oder Luftnot bekommt, sollte sich unverzüglich untersuchen lassen.

Wandern hat zusätzlich einen positiven Effekt auf den Stoffwechsel: Es senkt das potenziell schädliche LDL- Cholesterin, steigert das gute HDL-Cholesterin und senkt die Blutzuckerwerte. Darüber hinaus verbrennt ein Wanderer ungefähr 350 bis 500 Kilokalorien pro Stunde. Das ist fast genauso viel wie beim Joggen oder Radfahren. Regelmäßiges Wandern unterstützt dadurch das Abnehmen.

Doch davon einmal ganz abgesehen: Wandern tut uns rundherum gut! Und das kennt jeder: Ruhige Bewegung im Grünen beruhigt. 90 Prozent der Wanderer fühlen sich nach der Wanderung „entstresst“ – und 80 Prozent empfinden sich hinterher als deutlich zufriedener und fitter.

Wandern ist somit ein idealer Sport. Er fördert ein „erfolgreiches Altern“ und senkt das Risiko, herzkrank zu werden. Wandern ist eben Herzenssache.

HERZENSSACHE

von Dr. Barbara Richartz

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