Medizinkolumne

Mehr körperliche Aktivität bedeutet weniger Atemnot

von Redaktion

Selbst für die meisten Gesunden ist es ein ungutes Gefühl, wenn sie den fünften Stock eines Hauses erreicht haben. Vielen schlägt dann das Herz im wahrsten Sinn des Wortes bis zum Hals und die Luft bleibt weg. Aber für Patienten, die unter einer chronischen Lungenerkrankung (COPD) leiden, sind solche Beschwerden an der Tagesordnung. Oft leben sie mit dem Gefühl, dass bei jeder noch so kleinen Anstrengung die Kapazität der Lunge nicht ausreicht. Deshalb haben auch viele Mediziner ihre Patienten in dieser Befürchtung bestärkt und ihnen körperliche Schonung verordnet.

Eine COPD entsteht nicht plötzlich, sondern entwickelt sich langsam über Jahre. Anfangs hüstelt der Patient nur ab und zu, später entwickelt sich daraus ein hartnäckiger Husten. Oft wird der als „normaler“ Raucherhusten oder als Asthma verkannt. Dass eine fortschreitende, schwere Lungenerkrankung dahinterstecken kann, wird häufig zu spät erkannt. Oft sind dann bereits dauerhafte Schäden eingetreten.

Bei der COPD sind die Bronchien dauerhaft entzündet und sondern permanent Schleim ab. Durch eine zusätzliche Schädigung der kleinen Flimmerhärchen kann der Schleim nicht mehr aus den Bronchien abtransportiert werden, die Selbstreinigung der Lunge versagt. In der Folge verengen und verkrampfen sich die Bronchien und die Luft kann zwar in die Lungenbläschen gelangen – sie kommt aber nur schlecht wieder heraus. Es entsteht eine Überblähung, die als Lungenemphysem bezeichnet wird.

Oft wird dann schon eine Treppe ein Hindernis und jeder Schritt zur Qual. Da die Luft jetzt bereits bei geringer Anstrengung wegbleibt, wird jede körperliche Belastung vermieden. Muskelkraft und Kondition werden schlechter und schlechter – ein Teufelskreis beginnt. Und genau darin liegt das Problem: Je mehr sich Betroffene schonen, desto häufiger leiden sie an Luftnot. Manchmal sogar, wenn sie nichts Anstrengendes tun.

Jetzt konnten Sportmediziner zeigen, dass regelmäßiger Sport selbst bei fortgeschrittener Lungenerkrankung die Atemnot senkt. Natürlich ändert der Sport nichts an den dauerhaften strukturellen Schädigungen der Lunge. Aber COPD-Patienten leiden an einem sogenannten „mismatch“. Das heißt, in ihrer Lunge bestehen Areale, in die ausreichend Luft gelangt, die aber schlecht durchblutet werden, und umgekehrt. Die Folge: Es findet keine ausreichende Sauerstoffanreicherung des Blutes statt.

Durch körperliche Bewegung wird dieses Missverhältnis aber positiv beeinflusst. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Bewegung das Immunsystem stärkt, die Entzündungsprozesse vermindert und deutlich weniger Schleim in den Bronchien produziert wird. Mehr körperliche Aktivität bedeutet weniger Atemnot.

Und wie sieht der Sport aus? Beginnen Sie mit Dehnübungen, um den Brustkorb zu lockern und die Beweglichkeit zu verbessern. Ebenfalls gehören Ausdauer- und Krafttraining zum Lungensport. Gesunde Menschen können im Durchschnitt in sechs Minuten 600 Meter weit gehen. Ein mittelschwer Lungenkranker schafft ungefähr 300 Meter, ein schwer kranker weniger als 100 Meter. Testen auch Sie Ihre Gehstrecke. Durch regelmäßiges Training werden Sie diese schnell verbessern können. Also holen Sie Luft und gehen los.

HERZENSSACHE

von Dr. Barbara Richartz

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