Commissario Montalbanos Ende

von Redaktion

NACHRUF Andrea Camilleri starb mit 93 Jahren

Mit ihm wird wohl auch seine berühmteste Romangestalt verschwinden. Das Ende des liebenswerten, etwas spröden Kommissars Salvo Montalbano hatte der italienische Autor Andrea Camilleri schon lange vorbereitet. Sein Verlag werde das Manuskript nach seinem Tod veröffentlichen, hatte der gebürtige Sizilianer vor einigen Jahren berichtet. Camilleri ist gestern im Alter von 93 Jahren in Rom gestorben. Sterben sollte Montalbano aber nicht, so viel hatte dessen Schöpfer verraten. Mit der Figur hat sich der Autor selbst ein Denkmal geschaffen, denn sie hat ihn in aller Welt bekannt und zu einem der beliebtesten Schriftsteller Italiens gemacht. 27 Bücher gibt es mit dem Commissario, den Camilleri erst mit etwa 70 Jahren schuf. Zuvor hatte er vor allem als Regisseur, Drehbuchautor und Professor gearbeitet und mit historischen Romanen nur wenig Erfolg gehabt.

Camilleri galt auch als kritische Stimme Italiens. Vor Kurzem sagte er über Innenminister Matteo Salvini: Diesen mit einem Rosenkranz in der Hand zu sehen, rufe Brechreiz in ihm hervor. In seinen Romanen fiel die distanzierte Betrachtung der Probleme der Gesellschaft des Landes auf. Mit seinen Geschichten hielt der Künstler seinem Heimatland den Spiegel vor. Auch die literarischen Zitate und die tiefgründigen Dialoge im sizilianischen Dialekt waren typisch für seine Bücher. Mehr als 30 Millionen Exemplare wurden weltweit verkauft, die Romane in Dutzende Sprachen übersetzt.

Camilleris Leben und Persönlichkeit fanden sich in seinen Romanen auch ein Stück weit wieder. So ähnelt Commissario Montalbano seinem Vater, der fiktive Schauplatz Vigàta in Sizilien seinem Heimatort Porto Empedocle, einer süditalienischen Küstenstadt. Dort wurde er am 6. September 1925 geboren. Bereits mit zwölf Jahren begann Camilleri zu schreiben, während seines Philosophie-Studiums veröffentlichte er dann erste Erzählungen und Gedichte. Später arbeitete er vor allem als Theaterregisseur, TV-Produzent und Drehbuchautor.

Auch als Professor war der Sizilianer tätig. Später versuchte Camilleri sich mehr und mehr als Schriftsteller. Der Durchbruch erfolgte erst 1995 fast über Nacht mit seinem ersten Montalbano-Roman „La forma dell’acqua“ („Die Form des Wassers“). Der Commissario habe ihm „auf geradezu beängstigende Weise wie eine Dampfwalze den Weg geebnet“, meinte Camilleri später. SCHMIDT/KLIMKEIT

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