Burt Bacharach kann nicht singen. Konnte er noch nie. Und dennoch ist es der Höhepunkt seines Konzerts in der Münchner Philharmonie, als er gegen Ende allein am Flügel „Alfie“ singt, das Titellied des gleichnamigen Filmklassikers von 1966. Wenn der 91-Jährige „Solange Du keine Liebe gefunden hast, bist du Nichts“ ins Mikrofon haucht, hält der Saal kollektiv die Luft an. Später, nach vier Zugabe und insgesamt über zwei Stunden magischer Musik, entlädt sich die Euphorie in lautstarkem Jubel.
Der Mann, der als Komponist, Arrangeur und Produzent unzähliger Evergreens immer im Hintergrund wirkte, hat im hohen Alter die Freude am Rampenlicht entdeckt. Er, der bekannt ist für den vollmundigen Klang und die raffinierte Ausgestaltung seiner Lieder, begnügt sich an diesem Abend mit einer vergleichsweise spartanischen Begleitung. Trompete, Saxofon, Geige, Schlagzeug und Bass. Na gut: Drei Keyboards sind auch dabei und zwei umwerfende Sängerinnen und ein phänomenaler Sänger. In dieser Konstellation gelingt es Bacharach mühelos, die volle Pracht seiner Kompositionen zu entfalten, die so leichtfüßig daherkommen und doch verteufelt komplexe Angelegenheiten sind.
Es ist berührend zu sehen, wie leidenschaftlich sich Bacharach in sein eigenes Werk wirft. Bei „Baby it’s you“, das er vor 58 Jahren geschrieben hat und das von den Beatles bis zu Adele Generationen von Musikern zu eigenen Versionen inspiriert hat, schließt er versonnen die Augen und summt den Refrain mit. Und bei „This House is empty now“, einer Kooperation mit Elvis Costello, versinkt Bacharach regelrecht in Trance. So viel Enthusiasmus überwältigt den Saal regelrecht – bis ganz am Schluss alle mitsingen und mitsummen müssen bei „Raindrops keep fallin’ on my Head“. ZORAN GOJIC