Neue Blicke

von Redaktion

Mit Erscheinen des aktuellen Sammlungsführers wurde das Franz Marc Museum frisch konzipiert

VON FREIA OLIV

Die Bilanz nach zehn Jahren: Es gibt noch viel zu entdecken. Und das, obwohl sich das Franz Marc Museum in Kochel mit seinen Klassikern rund um den Blauen Reiter bestens etabliert hat. Eine Mischung aus Dauerbrennern und bisher verborgenen Schätzen zeigt das Haus jetzt zum Jubiläum auf komplett neu arrangierten Etagen. Impulsgeber dafür war die Herausgabe eines neuen Sammlungsführers.

Das Buchprojekt wurde mit Masterstudenten der Münchner Uni unter Leitung von Burcu Dogramaci und Museumschefin Cathrin Klingsöhr-Leroy erstellt. Zwölf Essays und 100 Werke zeigen darin Basis und Veränderungen der zurückliegenden Dekade. Getreu den momentan beliebten Hitlisten ist auch die Ausstellung eine Top-100-Schau, die einen „neuen Blick“ verspricht.

Schon im Erdgeschoss wird das Versprechen eingelöst: Hier wird anschaulich gemacht, welchen großzügigen Mäzenen das alles überhaupt zu verdanken ist, und dass die moderne Kunstszene seinerzeit mit den Förderern engstens verbunden war. Die Vorreiter in Sachen Abstraktion – Paul Klee, El Lissitzky, Wassily Kandinsky, Moholy-Nagy – begeistern auch nach 100 Jahren noch. Ihnen folgt konsequenterweise die Gruppe Zen 49 – die wiederum eine Verbindung mit der zeitgenössischen Skulptur eingeht.

Das Kernthema Expressionismus eröffnet im Obergeschoss mit den Inkunabeln des Blauen Reiters, stellt diesem einen eigenen Raum zur Künstlergemeinschaft Brücke zur Seite und zeigt – sehenswerte! – Rückseiten von Gemälden Heckels sowie Kirchners. Echte Entdeckungen bieten die Kabinette: Volkskunst mit schrillen Wandteppichen (Ernst Ludwig Kirchner) und Nippes (Kandinsky). Skizzenbücher und Künstlerpostkarten, die von regem Austausch zeugen und ständigem Ringen ums Bild. Im Kleinstformat sind hier Meisterwerke wie Franz Marcs verschollene „Blaue Pferde“ zu erahnen. Dem gegenüber stehen die Prachtgemälde im großen Saal, nun thematisch arrangiert. Hier ist Marcs Entwicklung der Pferdemotive ohne alle Worte erfahrbar. Für weitere Facetten des Museums lohnt sich die Katalog-Lektüre.

Bis 6. Oktober

Di-So. 10-18 Uhr,

Franz Marc Park 8-10,

82431 Kochel am See,

Sammlungsführer (Hirmer Verlag): 28,90 Euro.

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