Groß

von Redaktion

Mario Adorf verabschiedet sich in München von der Bühne

VON JÖRG HEINRICH

Der große Mario Adorf tritt ab. Man kann sich diesen Prachtschauspieler, diesen herrlichen Eifel-Italiener ja gar nicht mehr ohne den Zusatz „groß“ denken. Und wie groß er ist, das bewies Adorf jetzt noch einmal mit seinem letzten Programm „Zugabe“, bei seinem letzten großen München-Auftritt im ausverkauften Deutschen Theater. Auch mit 88 noch vital und beinahe kraftstrotzend – so plauderte er hinreißend unterhaltsam aus dem Nähkästchen. Wobei dieses Nähkästchen nach bald neun Jahrzehnten Leben ein gewaltig großer und prächtig gefüllter Nähkasten ist, fast schon ein Nähschrank.

Mit dem „Alpenglühn“ des ebenso großen Georg Kreisler beginnt der Abend – wobei ja praktisch alle Männer und Frauen „groß“ sind, von denen Mario Adorf in seiner „Zugabe“ singt und erzählt.

Begleitet von Klaus Wagenleiter am Flügel und Johannes Killinger am Bass singt Adorf im „Alpenglühn“ von allem, das zu Ende geht: „Der alte Gockel legt zum letzten Mal ein Ei, der alte Goldfisch geht zum letzten Male unter.“ Und weil nur das Alpenglühen ewig bleibt, steht nun eben auch der alte Adorf ein letztes Mal vor seinem Publikum.

Heiter und keinesfalls traurig fällt sein Abschiedsprogramm aus. Adorf spottet über die Schauspielkünste von Fußballern, während „Handballer einfach weiterspielen“. Und er amüsiert sich über die unzähligen Filmtode, die er gestorben ist. Der spektakulärste Abgang: „Erstickt an einem verschluckten Parteiabzeichen – und dann erschossen!“

Für diejenigen in Europa, die sich nach neuen Führern sehnen, hat der leidenschaftliche Europäer Adorf, den der alte Führer 1945 beinahe in den Tod geschickt hätte, einen altersweisen Rat parat: „Lasst Euch nicht verführen!“ Dafür gibt es stürmischen Applaus – genau wie für seinen legendären Generaldirektor Haffenloher, der noch einmal Baby Schimmerlos „mit Geld zuscheißen“ will. Nun ist es Mario Adorf, der für kein Geld der Welt mehr Zugaben geben möchte. Das Publikum bedauert sehr, weiß aber: Er hat es sich verdient, der große Mann aus der Eifel.

Artikel 4 von 8